Grüne:Es prickelt wieder

Der erste Auftritt der Spitzenkandidaten ist gelungen.

Von Stefan Braun

Wettbewerb kann gut tun und gefährlich werden. Gut tut er, wenn sich alle besonders anstrengen. Gefährlich wird er, wenn Missgunst, Neid und Streit alles vergiften. Die Grünen haben am Wochenende Glück gehabt: Der erste Auftritt der Spitzenkandidatenkandidaten ist gut verlaufen. Sollte es so bleiben, könnte die Partei den Beweis erbringen, dass sie auch in der Nach-Trittin-Zeit Führungsleute von Format anbietet.

Außerdem hat es eine Überraschung gegeben: Fraktionschef Anton Hofreiter darf sich im Vergleich zu Cem Özdemir und Robert Habeck als Punktsieger fühlen. Die gut 100 Delegierten des Länderrats hat er am meisten begeistert. Seine Mischung aus "Wir sind toll" und "Politik ist Kampf" zog mehr als Özdemirs "Alle brauchen die gleichen Chancen" und Habecks Verantwortungsappell, auf die Krisen der Zeit mit größeren Entwürfen für alle zu reagieren.

In Anton Hofreiters kleinem Erfolg stecken freilich Chance und Risiko. Er bietet viel Selbstvergewisserung, das stabilisiert nach innen. Aber er wird kaum jene Menschen ansprechen, die überlegen, ob sie vielleicht doch einmal grün wählen. Habeck und Özdemir fordern mehr, auch von den eigenen Leuten. Das stellt manche lang gepflegte Gewissheit in Frage - und manchen neuen Wähler in Aussicht. Es wird jetzt wieder interessant bei den Grünen. Endlich.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: