Großbritannien:Wunschträume

Wie Johnson seinen Fans einen neuen Deal vorgaukelt.

Von Cathrin Kahlweit

Emmanuel Macron und Angela Merkel haben ihren britischen Counterpart Boris Johnson in die Zange genommen, herausgefordert, auflaufen lassen. Sie haben ihre Botschaft elegant und freundlich, aber eindeutig formuliert: Wir haben Prinzipien, an die glauben wir, und die sind im Austrittsabkommen niedergelegt. Sie, verehrter Herr Johnson, wollen einen Deal? Dann legen Sie einen Vorschlag vor, der gut oder besser ist als das, was wir in zweijährigen, schwierigen Verhandlungen gemeinsam erarbeitet haben.

In der Downing Street weiß man natürlich, dass es derzeit keine Alternative zum Backstop für Nordirland gibt, der Brüssel zustimmen könnte. Und dass keine Lösung, wäre sie noch so genial, innerhalb von den verbleibenden neun Wochen bis zum Austrittstermin verhandelt und festgeschrieben werden könnte. Also müsste Johnson, wenn er eine kongeniale Ersatzlösung anbieten wollte, eine Verschiebung des Brexits über den 31. Oktober hinaus erbitten - was er nie und nimmer tun werde, wie er immer wieder beteuert.

Johnsons Team strickt gleichwohl an der Legende, Merkel und Macron hätten eine Tür geöffnet, ernsthafte Gespräche, einen Kompromiss, am Ende gar einen neuen Deal in Aussicht gestellt. Das ist Unsinn. Aber es hält seine Fans bei Laune, die immer noch glauben, was Johnson verspricht.

© SZ vom 23.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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