Großbritannien:Neue Köpfe, alter Stil

Theresa May baut ihr Kabinett um, besser wird es nicht.

Von Cathrin Kahlweit

Die Briten haben für ihre Eigenheiten hübsche, durchaus selbstironische Zuschreibungen. Hochrangige Mitglieder der Tories etwa bezeichnen ihre eigene Partei gern als "pale, male and stale", frei übersetzt als "weiß, männlich und fade". Das wollte Regierungschefin Theresa May nun in einem Befreiungsschlag ändern. Sie kündigte eine Kabinettsumbildung an, die zeigen sollte, dass die alte Partei, aus der die neuen Minister und Staatssekretäre rekrutiert werden, jung, modern, ethnisch gemischt und ungeheuer zukunftsgewandt ist.

Da sie ihren Vizepremier ersetzen musste, der im Dezember zurücktrat, und auch sonst einige lahme Enten im Kabinett hat, war die Erwartung groß gewesen: Nun könnte May Mut beweisen, alte Zöpfe abschneiden, illoyale Kollegen wie Außenminister Boris Johnson ersetzen - und mit ihrer Auswahl außerdem zeigen, wohin die Brexit-Reise gehen soll. Viele Kabinettsmitglieder, die in der EU bleiben wollen, hätten auf einen sanften EU-Austritt, eventuell auf einen Verbleib im gemeinsamen Markt hingedeutet. Viele, die rauswollen, auf einen harten Abschied.

Aber ach, Theresa May bleibt sich treu: große Ankündigungen, starke Worte, und dann: muddling through. Auch so eine britische Sentenz für eine sehr britische Eigenart. Die britische Premierministerin wurschtelt sich durch. Von allem etwas, keine starken Signale, die ärgsten Gegner nicht angetastet. Das Königreich muss weiter rätseln, wohin May mit ihrer Politik eigentlich will.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: