Großbritannien:Geldwäsche erlaubt

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Gut für Geldwäsche: Der neue Fünf-Pfund-Schein. (Foto: Alastair Grant/AP)

Plastik statt Baumwolle: Die Bank of England ersetzt nacheinander die Scheine im Vereinigten Königreich. Das neue Geld ist unempfindlicher - auch gegen Blut, Schweiß und Tränen.

Von Björn Finke

Der Kriegspremier schaut auf dem Bild gewohnt grimmig. Auf Höhe der Brust, unter der gepunkteten Fliege, ist sein berühmter Ausspruch von 1940 zu lesen: "Ich habe nichts anzubieten außer Blut, Mühe, Tränen und Schweiß." Winston Churchill und das Zitat aus dem Zweiten Weltkrieg schmücken die Rückseite der neuen Fünf-Pfund-Noten, die am Dienstag in Großbritannien in Umlauf gingen. Von der Vorderseite blickt wie immer Königin Elizabeth II. Blut, Schweiß und Tränen können diesen Scheinen nichts anhaben - Flüssigkeiten und Dreck perlen einfach ab. Denn die Noten sind aus Polymer, aus Plastik.

Die Bank of England ersetzt nacheinander die Scheine im Königreich durch solches Plastikgeld; den Anfang macht der Fünfer. Bisher bestehen Pfund-Noten - genau wie Euro-Scheine - aus Papier, das aus Baumwollfasern hergestellt wird. Doch Polymer-Noten werden nicht so schnell schmutzig, sind schwerer zu fälschen und halten zweieinhalb Mal länger, wie die Bank of England verspricht. Erst nach fünf Jahren wollen die Währungshüter die Scheine im Durchschnitt austauschen. Das spart Millionen.

Der Wechsel von Baumwolle zu Plastik ist also eine gute Nachricht für all jene, die ihre Scheine nicht sehr pfleglich behandeln oder mal aus Versehen mitwaschen. "Die Banknoten überstehen es besser, ständig in Geldbörsen gefaltet oder in Taschen zerknüllt zu werden, und sie überleben das Schleudern in der Waschmaschine", sagt Mark Carney, der Chef der britischen Notenbank.

Carney ist Kanadier und leitete vorher die Zentralbank in seiner Heimat. Dort führte er bereits 2011 Polymer-Scheine ein. Australien war 1988 der erste Staat, der auf Plastik setzte. Gut 20 Länder nutzen inzwischen solche Banknoten. Die Europäische Zentralbank will allerdings für den Euro am Papiergeld festhalten.

Die britischen Währungshüter bringen 440 Millionen Exemplare des Fünfers in Umlauf. Gedruckt wurden sie im Königreich, doch das besondere Plastikmaterial lieferte eine Fabrik in Australien. Im kommenden Sommer werden die Zehn-Pfund-Noten gegen Plastikscheine ausgetauscht, bis 2020 sollen die Zwanzig-Pfund-Noten auf Kunststoff umgestellt sein. Die Zukunft der Fünfziger ist offen, vielleicht schafft die Zentralbank sie ab.

Die alten Baumwoll-Papierscheine bleiben vorerst gültig, aber die Notenbank zieht sie langsam aus dem Verkehr. Hersteller von Geldautomaten und Zählmaschinen müssen diese anpassen: Die Plastikscheine sind glatter, außerdem ist der neue Fünfer kleiner und leichter als sein Vorgänger aus Papier.

Bisher ist die Sozialreformerin Elizabeth Fry auf der Fünf-Pfund-Note zu sehen. Als die Notenbank entschied, mit dem Plastik-Nachfolger Churchill zu ehren, erntete sie viel Kritik. Denn nun blicken Männer von den Rückseiten aller vier Banknoten. Dass eine recht junge Queen ausdrucklos von der Vorderseite schaut, besänftigte die Nörgler nicht. Das gelang den Währungshütern erst, als sie die Schriftstellerin Jane Austen zum Gesicht des Plastik-Zehners kürten. Bislang zeigt die Zehn-Pfund-Note Charles Darwin, den Vater der Evolutionstheorie. Der Schwenk von Baumwolle zu Plastik ist aber mehr Revolution.

© SZ vom 14.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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