Großbritannien:Geld oder Brexodus

London legt nach, um die Katastrophe zu verhindern.

Von Björn Finke

Die britische Regierung hat ordentlich nachgelegt: London ist nun offenbar bereit, statt 20 Milliarden etwa 50 Milliarden Euro an die EU zu zahlen, als Ausgleich für die Folgen des Brexit. Premierministerin Theresa May hofft, sich damit den Start der Gespräche über ein Handelsabkommen und Übergangsregelungen zu erkaufen. In zwei Wochen entscheidet ein EU-Gipfel, ob diese Gespräche endlich beginnen dürfen.

Geht das Kalkül auf, stellen die 50 Milliarden Euro ein sehr gutes Investment dar. Es sind nur noch 16 Monate, bis das Königreich die EU verlässt. Einigen sich London und Brüssel nicht bald auf eine Übergangsphase nach dem Brexit, werden Unternehmen anfangen, sich auf den schlimmsten Fall vorzubereiten: einen Austritt ohne Handelsvertrag. Banken werden Abteilungen aus London abziehen, Fabriken werden keine Investitionen mehr erhalten. Die Kosten dieses wirtschaftlichen Brexodus für das Land wären deutlich höher als 50 Milliarden Euro.

Sollte der EU-Gipfel den Beginn der Verhandlungen trotz der neuen Offerte blockieren - etwa wegen Streits über die Zukunft der inneririschen Grenze -, könnte das dramatische Folgen haben. Es würde May schwerfallen, in Kabinett und Fraktion ein besseres Angebot durchzusetzen. Die Regierung könnte zerbrechen, Neuwahlen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt wären das Ergebnis. Beim Gipfel geht es um alles oder nichts.

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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