Großbritannien:Ganz London ist Umweltzone

Begleitet von scharfer Kritik der konservativen britischen Regierung ist die Londoner Umweltzone am Dienstag auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet worden. Bürgermeister Sadiq Khan verteidigte sein Vorgehen. Nicht nur die Menschen in der Innenstadt, sondern alle Londoner hätten ein Recht auf saubere Luft, sagte der Labour-Politiker der BBC. Dem Sender Times Radio sagte Khan, es handele sich weder um eine Anti-Auto- noch um eine Anti-Autofahrer-Politik. 90 Prozent aller Fahrzeuge erfüllten die Abgas-Vorgaben, die zur kostenlosen Einfahrt berechtigen. Für Umrüstung oder Neukäufe stehen 160 Millionen Pfund bereit. Es dürfen nur noch Fahrzeuge kostenlos nach und durch London fahren, die bestimmte Emissionsstandards erfüllen. Derzeit tun dies schätzungsweise 690 000 Fahrzeuge allein in London nicht. Ihre Fahrer müssen nun täglich 12,50 Pfund (gut 14,50 Euro) bezahlen, sonst werden bis zu 180 Pfund Strafe fällig. Touristen müssen sie sich auch mit umwelttauglichen Fahrzeugen vorher anmelden. Verkehrsminister Mark Harper warf Khan vor, er wolle mit der Ausdehnung der "Ultra-Low Emission Zone" das Haushaltsloch der Hauptstadt stopfen. Die Londoner Umweltzone hatte 2015 der damalige konservative Bürgermeister Boris Johnson beschlossen. Beobachtern zufolge kritisieren die Tories von Premier Rishi Sunak die Ausdehnung, um bei der für 2024 geplanten Parlamentswahl Stimmen zu gewinnen. In Umfragen führt Labour derzeit klar. In London protestierten Anwohner gegen die Ausweitung. Etwa 300 Überwachungskameras wurden in den vergangenen Monaten zerstört oder gestohlen.

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