Griechenland:Haushalts-Ingenieur

Finanzminister Schäuble lässt jede Empathie vermissen.

Von Detlef Esslinger

Gut möglich, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble gar nicht versteht, warum sich der griechische Ministerpräsident Tsipras über ihn erregt. Ihn hatte er doch gar nicht mit Trump verglichen; diese gewollte Beleidigung ging exklusiv an Martin Schulz, den neuen Helden der SPD. Aber Sätze wie die, dass sich Griechenland "einen höheren Lebensstandard leistet, als Griechenland erwirtschaftet"? War das nicht einfach nur präzise, so ausgefeilt wie das Werkstück eines deutschen Ingenieurs?

Das Problem ist weniger der Satz als solcher. Das Problem ist der Ton, in dem Schäuble derlei vorträgt, das Problem ist die Regelmäßigkeit, in der er so spricht, und das Problem ist vor allem, was sich Schäuble nie abringt, zumindest öffentlich nicht: Sätze der Anerkennung und der Empathie. Mag ja sein, dass der griechische Staat immer noch nicht so organisiert ist, wie es ein europäischer Staat im 21. Jahrhundert sein sollte. Aber indem Schäuble immer nur sagt, was er unmöglich findet, indem er nie würdigt, was die Griechen inzwischen möglich gemacht haben, wird er nicht weitere Veränderung, sondern Verbitterung bewirken; egal wer jetzt oder künftig in Athen regiert.

Falls der Euro scheitert, dann hat auch dieser Etat-Ingenieur dazu beigetragen. Er spricht, als sei Europa bloß eine technische Veranstaltung. Was sagte Schäuble am Wochenende, allerdings bezogen auf Schulz? "Politiker dürfen nicht so reden."

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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