Griechenland:Ende im Namensstreit

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Das Parlament in Athen ringt sich zu einer historischen Entscheidung durch, und gesteht dem Nachbarland den Namen "Nordmazedonien" zu.

Von Christiane Schlötzer, Athen

Das griechische Parlament hat sich zu einer historischen Entscheidung durchgerungen: So viele Abgeordnete wollten reden, dass die Abstimmung immer wieder verschoben werden musste - am Ende um 38 Stunden. Schließlich stimmten 153 der 300 Abgeordneten am Freitagnachmittag für das Abkommen, das Griechenlands nördlichem Nachbarn den neuen Staatsnamen Nordmazedonien gibt. In Skopje hatte das Parlament die Namensänderung zuvor schon gebilligt. Die Zustimmung in Athen war ebenfalls nötig. Die Debatte dokumentierte noch einmal, wie tief das Thema die Gesellschaft in Griechenland gespalten hat.

Regierungschef Alexis Tsipras, der den Vertrag mit seinem Amtskollegen Zoran Zaev ausgehandelt hatte, warnte vor neuer Instabilität auf dem Balkan. Griechenland hat bislang Beitrittsverhandlungen seines Nachbarn mit der EU und der Nato wegen des Namensstreits blockiert. Kyriakos Mitsotakis, Chef der größten Oppositionspartei, der konservativen Nea Dimokratia (ND), nannte das Abkommen dagegen "ein Minenfeld" und sprach von einer "nationalen Niederlage". Er sagte auch, sei der Vertrag erst einmal ratifiziert, dann sei er schwer wieder zu ändern - also auch nicht bei einem Regierungswechsel. Die ND stimmte gegen die Vereinbarung.

Tspiras' Linkspartei verfügt nur über 145 Stimmen. Zur Mehrheit verhalfen ihr Abgeordnete aus mehreren kleinen Parteien, darunter auch Politiker, die bis vor Kurzem den rechten "Unabhängigen Griechen" angehörten. Deren Chef Panos Kammenos hatte jüngst sein Amt als Verteidigungsminister niedergelegt und die Koalition mit Syriza platzen lassen, wegen des Abkommens.

Auch die kleine liberale Partei "To Potami" (Der Fluss) hat sich deshalb gespalten und so ihren Fraktionsstatus verloren. Ihr Vorsitzender Stavros Theodorakis stimmte trotzdem für das Abkommen. Außenminister Nikos Kotzias, der als eigentlicher Architekt der Vereinbarung gilt, war nach einem Streit mit Kammenos ebenfalls zurückgetreten.

Den Befürwortern gilt der Vertrag als diplomatisches Meisterwerk, weil er bis ins Detail versucht, die Balance zu halten: So heißt die Sprache des Balkanlandes "Mazedonisch", wobei hinzugefügt wird, es handle sich um eine südslawische Sprache. So soll jeder Anspruch auf das antike makedonisch-griechische Erbe ausgeschlossen werden. In Skopje wurde inzwischen der Airport umbenannt, der den Name Alexander des Großen trug, Schulbücher sollen nun überarbeitet werden.

© SZ vom 26.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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