Glyphosat:Spiel mit der Angst

Den Herbizid-Einsatz zu verlängern, ist ein großer Fehler.

Von Kathrin Zinkant

Mit der Verlängerung der Glyphosat-Zulassung hat die EU-Kommission einen schweren Fehler begangen. Nicht, weil die Entscheidung regelwidrig oder das Herbizid tatsächlich krebserregend wäre. Nein, ihr Entschluss wirkt fadenscheinig. Er ignoriert die Wünsche und Ängste der Menschen in Europa. Die wollen das Gift nicht mehr.

An dieser Ablehnung ist eine Debatte schuld, die komplett auf die Furcht vor Krebs abzielte. Es gibt für diese Sorge keinen faktischen Anlass. Trotzdem haben sich auch deutsche Politiker auf das Spiel mit der Angst eingelassen. Anstatt über Artenschutz zu sprechen. Und über eine Wende in der Landwirtschaft.

Die Saat der Angst ist nun aber aufgegangen, Glyphosat ist nicht mehr vermittelbar. EU-Bürger haben dem Gift in Umfragen mehrheitlich eine Absage erteilt, sie wollen keine Spuren davon in der Nahrung akzeptieren. Daran wird sich nichts mehr ändern. Und gerade jetzt, da Europa den Brexit zu verkraften hat und zusammenhalten muss, wäre zu erwarten gewesen, dass die EU-Kommission sensibel agiert, Rücksicht nimmt.

Stattdessen verlängert sie den Einsatz und will dann anhand eines neuen Gutachtens entscheiden. Das will die Europäische Chemikalienagentur ECHA erst in 18 Monaten vorlegen. Diese Ehrenrunde ist unnötig. Bis Ende 2017 wird es keine neuen Erkenntnisse geben. Auch die Angst wird sich nicht verflüchtigt haben.

© SZ vom 30.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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