Glyphosat:Gegengift

Der plötzliche Widerstand der SPD-Minister ist reine Taktik.

Von Markus Balser

Es vernichtet Pflanzen auf Feldern und bedroht die Artenvielfalt: Das Pestizid Glyphosat hat bei Umweltschützern nicht erst einen schlechten Ruf, seit es im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Das Geschäft floriert dennoch. Es ist das meist genutzte Pestizid weltweit. Jedes Jahr werden 700 000 Tonnen davon auf Äckern und Feldern verteilt.

In letzter Minute kündigten die SPD-Minister für Umwelt und Wirtschaft, Barbara Hendricks und Sigmar Gabriel, in dieser Woche nun ihr Nein zum weiteren Einsatz an - kurz vor der entscheidenden Abstimmung in Brüssel. Das wirkte wie ein später Sieg der Vernunft. Doch der überraschende Schwenk folgt politischem Kalkül - keiner nachhaltigen Strategie. Denn über Monate ließen beide Ministerien Chancen verstreichen, den weiteren Einsatz von Glyphosat wirklich zu verhindern. Deutschland hatte innerhalb der Brüsseler Fristen keine entscheidenden Bedenken gegen das Pflanzengift eingereicht.

Das späte Veto der Ministerien wird Glyphosat deshalb wohl nicht von Europas Äckern verbannen. Die Europäische Kommission kann die Zulassung nun im Alleingang vorantreiben. Beim politischen Streit geht es vor allem darum, den Schwarzen Peter für den Einsatz des Gifts weiterzureichen. Der Fall Glyphosat steht damit für eine Umweltpolitik, wie sie nicht sein sollte: geprägt von politischen Tricks und Taktik - nicht von Überzeugung.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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