Glosse:Das Streiflicht

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Das Streiflicht (Foto: SZ)

Aiwanger, Petrus und die Schneekanone: Über einen Twitter-Account, der seit Monaten den guten Namen des bayerischen Wirtschaftsministers beschädigt.

(SZ) Er hat wieder zugeschlagen, der Twitter-Account, der seit Monaten den guten Namen des bayerischen Wirtschaftsministers beschädigt. Zugegeben, die Fälschung ist gut gemacht. @HubertAiwanger nennt sich der Kanal, alles richtig geschrieben, sieht man einmal vom fehlenden Leerzeichen zwischen Vornamen und Nachnamen ab. Aber das sieht man ja öfter im Internet. Auch die Selbstbeschreibung des angeblichen Aiwanger: "Politiker aus Leidenschaft. FREIE WÄHLER." Ein bisschen drüber vielleicht, das Pathos, die Großbuchstaben, aber schon glaubwürdig. Sogar die Partei stimmt, das ist sauber recherchiert. Die beiden Fotos sehen ebenfalls täuschend echt aus, allerdings könnte einem hier ein erster, berechtigter Verdacht kommen. Der echte Aiwanger, ein bodenständiger Mann aus dem Herzen des niederbayerischen Schweinegürtels, würde wohl kaum zwei Bilder von sich selbst verwenden, einmal im blauen, einmal im weißen Hemd. Das wirkt gewollt.

Letzte Zweifel an der Echtheit des Kontos aber zerstreuen die Inhalte, die hier verbreitet werden - selbst wenn es einem die Fälscher auch hier nicht leicht machen. Die rufschädigenden Beiträge verstecken sie geschickt zwischen Unverfänglichem, zünftigen Bildern von der Grünen Woche zum Beispiel, humoristischen Spitzen gegen Vegetarier oder berechtigter Generalkritik an jenem Failed State namens Berlin, den ein bayerischer Wirtschaftsminister bedauerlicherweise von Zeit zu Zeit besuchen muss. Das hätte von ihm sein können. Doch was @HubertAiwanger am Samstagmittag postete, führte einmal mehr in aller Deutlichkeit vor Augen, dass hier ein Scherzkeks der gewissenlosen Sorte am Werk ist, ein Parodist, vielleicht sogar ein Satiriker. Wir geben die Nachricht hier nach sorgfältiger Abwägung in voller Länge wieder, wohlwissend, dass die mutmaßlich von Berlin aus operierenden Propaganda-Hacker es genau darauf abgesehen haben. Doch manchmal muss man dem Unrecht ins Auge sehen, um es zu entlarven. @HubertAiwanger also schrieb: " #Schnee. Hallo #Grüne, schon mitbekommen, dass Petrus die #Schneekanone wieder eingeschaltet hat? Natürlichen Schnee gibt es ja nach Eurer Ideologie nicht mehr. Auch #Skifahren geht aktuell wieder, habt Ihr vor 14 Tagen noch für überholte Sportart angesehen." Eine Frechheit: Als ob Petrus eine Schneekanone bräuchte!

Satire darf alles, heißt es. Aber irgendwann sind die Grenzen des guten Geschmacks überschritten, zumal in Bayern der Wahlkampf beginnt. Schmutzeleien haben da nichts verloren, wie der Landesvater Markus Söder kürzlich nicht ohne Grund mahnte. Wir fordern die Verleumder deshalb auf, den Twitter-Kanal umgehend stillzulegen, der nicht nur die bayerische Regierung, sondern die Politik überhaupt in Misskredit bringt. Die üble Nachrede über Hubert Aiwanger durch @HubertAiwanger muss endlich ein Ende finden.

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