Proteste in Libyen:Verschwörungstheorie der Regierung

Lesezeit: 3 min

Die Anzeichen mehren sich, dass die öffentliche Ordnung in Bengasi zusammengebrochen ist: Die italienische Nachrichtenagentur Ansa zitierte einen Augenzeugen, wonach die Stadt nach den tagelangen Unruhen "völlig außer Kontrolle" sei. Regierungs- und Verwaltungsgebäude sowie eine Bank seien niedergebrannt worden. "Die Rebellen haben geplündert und alles zerstört", sagte der Augenzeuge. Nirgendwo sei Polizei zu sehen. Einwohnern zufolge werden allmählich die Lebensmittel knapp.

Muammar Gadhafi

Diktator hinter kugelsicherem Glas: Muammar el Gaddafi bei einer Militärparade in Tripolis im September 2009.

(Foto: AP)

Die Regierung äußerte sich nicht zu den Gewaltausbrüchen - verbreitet stattdessen aber eine Verschwörungstheorie: Am Samstag seien in mehreren Städten Dutzende Mitglieder eines arabischen "Netzwerks" zur Destabilisierung des Landes festgenommen worden.

Die Agenten seien ausgebildet gewesen, "die Stabilität Libyens, die Sicherheit der Bürger und die nationale Einheit" zu beschädigen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Jana. Zu der Gruppe hätten Tunesier, Ägypter, Sudanesen, Palästinenser und Syrer sowie Türken gehört. Israel wird als verantwortlich für das "Netzwerk" - zumindest laut der amtlichen Nachrichtenagentur - nicht ausgeschlossen.

Eine Gruppe muslimischer Geistlicher forderte die Sicherheitskräfte auf, dem Töten ein Ende zu machen. "Stoppt das Massaker jetzt!", hieß es in ihrem Appell.

Es sind die schwersten Unruhen in Gaddafis 40-jähriger Herrschaft. Proteste für Demokratie und soziale Reformen hatte es am Samstag auch in Algerien, Jemen, in Bahrain, Oman und Kuwait sowie in Dschibuti am Horn von Afrika gegeben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema