Gewalt in Syrien:Obama und Erdogan ermahnen Assad

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Ein Ende der Gewalt und schnelle Reformen: US-Präsident Barack Obama und der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan stellen in einem Telefonat Forderungen an das syrische Regime von Baschar al-Assad. Dessen Armee geht verstärkt gegen Regierungskritiker vor.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und US-Präsident Barack Obama haben Damaskus zu einem Ende der Gewalt gegen Zivilisten und friedliche Demonstranten aufgefordert. Bei einem Telefongespräch am Montagabend seien sich beide Politiker einig gewesen, dass der syrische Präsident Baschar al-Assad schnell Reformen einleiten müsse, um die Forderungen seines Volkes zu erfüllen, berichteten türkische Fernsehsender am Dienstag.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad bei seiner Rede: "Verschwörer und "Saboteure" seien für die Proteste verantwortlich. (Foto: AP)

In einer mit Spannung erwarteten Ansprache hatte Assad am Montag die Protestbewegung und die Opposition als "Verschwörer" und "Saboteure" bezeichnet. Vage Ankündigungen von Reformen und das Angebot eines von oben gelenkten "nationalen Dialogs" sollen die politischen Prozesse wieder unter die Kontrolle seines Regimes bringen.

Die türkische Führung forderte Assad danach auf, das politische System seines Landes grundlegend zu verändern. Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül sagte, Assad müsse ein echtes Mehrparteiensystem einführen und Wahlen nach internationalen anerkannten Regeln ankündigen.

Die syrische Armee ging nach der Rede des Präsidenten offenbar in der Stadt Aleppo gegen Regimekritiker vor. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Augenzeugen berichtet, hätten Sicherheitskräfte in der Handelsmetropole im Norden des Landes Straßenblockaden errichtet. Agenten des Militärgeheimdienstes patrouillierten in den Straßen.

Dutzende Studenten seien festgenommen worden, nachdem sie auf dem Gelände der Universität die Rede Assads kritisiert hatten. Auch in der nahe gelegenen Ortschaft Tel Rifaat seien zwölf Demonstranten verhaftet worden, darunter ein Prediger. Da die syrischen Behörden die meisten Auslandskorrespondenten ausgewiesen haben, ist eine Überprüfung der Berichte schwierig.

In den Städten Hama und Deir al-Sor soll es in der Nacht auf Dienstag zu größeren Demonstrationen gekommen sein. In Hama hatte Assads Vater Hafez al-Assad 1982 einen Aufstand niederschlagen lassen. Tausende Zivilisten wurden damals getötet.

Die Regierung in Damaskus geht seit Monaten mit Gewalt gegen Demonstranten vor, die ein Ende der Herrschaft Assads fordern. Nach Darstellung von Menschenrechtlern sind dabei bislang mindestens 1300 Zivilisten getötet und 10.000 Menschen festgenommen worden. In den vergangenen Tagen waren Sicherheitskräfte besonders in der nordwestlichen Region an der Grenze zur Türkei gegen Aufständische vorgegangen.

© sueddeutsche.de/dpa/rtr/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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