Gewalt in Libyen:Milizen ziehen sich anscheinend zurück

Die gewalttätigen Milizen scheinen Libyens Hauptstadt zu verlassen. Regierungstruppen übernähmen die Kontrolle über Teile von Tripolis, heißt es. Von Dutzenden Panzern und gepanzerten Fahrzeugen ist die Rede.

Nach den schweren Gefechten in Tripolis haben Milizen Regierungskreisen zufolge mit dem Rückzug begonnen. Die Milizionäre zögen wieder nach Osten in die Küstenstadt Misrata ab, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Die von den Milizen aufgegebenen Gebiete würden von Einheiten der Armee eingenommen, erklärte das Verteidigungsministerium. Dutzende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge fuhren in den Straßen der Stadt auf, bestätigte ein AFP-Korrespondent.

Tripolis war am vergangenen Wochenende von den heftigsten Straßengefechten seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi vor zwei Jahren erschüttert worden. Die Gewalt war am Freitagabend nach einer zunächst friedlichen Demonstration gegen die Milizen eskaliert. Aus dem Hauptquartier einer Miliz waren dabei Schüsse auf die Demonstranten abgefeuert worden. Nach offiziellen Angaben wurden mehr als 40 Menschen bei den Unruhen getötet und mehr als 450 verletzt.

Am Samstag hatten Milizionäre aus dem etwa 150 Kilometer östlich von Tripolis gelegenen Misrata versucht, ihren Kampfgefährten in der Hauptstadt zur Hilfe zu kommen, was neue Kämpfe auslöste.

Anti-Milizen-Protest in Libyen
:Mehr als 40 Tote bei Gefechten in Tripolis

Heftige Kämpfe in Libyen: Im Zuge einer Demonstration gegen Milizen sind in Tripolis mindestens 43 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Die Opferzahlen könnten noch steigen.

Am Montag blieb es in Tripolis weitgehend ruhig. Zahlreiche Geschäfte, Schulen und Universitäten blieben geschlossen. Die Stadtverwaltung hatte die Bevölkerung zu Proteststreiks aufgerufen, um die Milizen aus der Stadt zu vertreiben.

Gaddafi war mit Hilfe der Milizen gestürzt worden. Allerdings ist es der neuen Regierung nicht gelungen, die verschiedenen bewaffneten Gruppen aufzulösen oder in die Sicherheitskräfte einzugliedern: Viele Kämpfer bleiben loyal zu ihren Kommandeuren. Auch zwischen den einzelnen Gruppen kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Unter anderem kämpfen sie um die Kontrolle über das Erdöl des Landes.

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