Gesundheit:Klinikärzte am Limit

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Mediziner klagen über eine zu hohe Arbeitsbelastung: Im Krankenhaus geht einer Umfrage zufolge jeder Zehnte über seine Grenzen hinaus. Entlastung wünschen sich die meisten bei Verwaltungs- und Bürotätigkeiten.

Von Kristiana Ludwig, Berlin

Laut einer Umfrage leiden knapp die Hälfte aller Ärzte in deutschen Krankenhäusern unter zu hoher Arbeitsbelastung. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund stellte am Donnerstag eine Studie vor, laut der jeder zehnte Arzt sogar ständig über seine Grenzen hinausgeht. Drei Viertel sehen sich wegen der Arbeitszeitgestaltung in der eigenen Gesundheit beeinträchtigt, etwa mit Schlafstörungen oder häufiger Müdigkeit. Die Gewerkschaft hatte im vergangenen Herbst bundesweit circa 6500 angestellte Ärztinnen und Ärzte befragt.

"Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken müssen sich grundlegend verbessern", sagte die Vorsitzende des Marburger Bunds, Susanne Johna. Nur dann seien Patienten so zu versorgen, wie es ärztlichen Vorstellungen entspreche. "Wer auf Dauer an seinen eigenen Ansprüchen scheitert und keine Zeit hat für Gespräche mit Patienten, für kollegialen Austausch und nach der Arbeit für Familie und Freunde, fängt irgendwann an, die eigene Tätigkeit infrage zu stellen." Jeder fünfte Arzt gab in der Umfrage an, zu erwägen, die ärztliche Tätigkeit ganz aufzugeben.

Ein großes Problem seien die vielen Überstunden, die Ärzte in Krankenhäusern leisten. Ein Fünftel von ihnen gab an, pro Woche im Schnitt zehn bis 19 Stunden mehr zu arbeiten, als sie vertraglich müssten, bei 38 Prozent waren es immerhin fünf bis neun Stunden zu viel. Ein Viertel der Ärzte sagte zudem, dass ihre Überstunden weder bezahlt noch durch freie Tage abgegolten werden. 15 Prozent der Ärzte gaben an, sich wegen der hohen psychischen Belastung in ihrem Job schon einmal selbst in ärztliche oder psychologische Behandlung begeben zu haben.

Entlastung wünschten sich die meisten von ihnen bei Verwaltungs- und Bürotätigkeiten. 25 Prozent der Ärzte waren nach eigenem Bekunden täglich drei Stunden mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt, die über die rein ärztliche Tätigkeit hinausgehen - etwa mit Datenerfassung. Mehr als vier Stunden am Tag kostet dies demnach 35 Prozent der Mediziner. Auch die Kliniken forderten eine Entlastung der Mediziner von Verwaltungstätigkeiten. "Es sind oft sinnlose Bürokratiearbeiten, die die Ärzte von ihrer eigentlichen Arbeit am Patienten abhalten", kritisierte die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Derzeit müssten zudem 3500 Arztstellen aufgrund von Personalmangel unbesetzt bleiben.

© SZ vom 24.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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