Georgien:Hoffen auf eine Zukunft in der Nato

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Ministerpräsident Mamuka Bachtadse sieht in dem Territorialkonflikt mit Russland kein Hindernis.

Von Daniel Brössler, München

Mamuka Bachtadse findet, dass er zufrieden sein kann mit dem, was er bei der Sicherheitskonferenz gehört hat. "Wir haben eine sehr starke Botschaft gehört, dass die USA eine Entscheidung auf Grundlage starker Argumente treffen werden", sagt der Ministerpräsident Georgiens. Er sei "absolut sicher, dass solche Entscheidungen verantwortungsbewusst getroffen werden". Die Entscheidung, um die es da geht, betrifft die US-Truppen in Afghanistan - und hat trotzdem eine Menge zu tun mit Georgien. Das kleine Land am Schwarzen Meer hat im Rahmen der Nato-Mission "Resolute Support" 870 Soldaten am Hindukusch stationiert. Nach Amerikanern, Deutschen, Briten und Italienern ist dies das fünftgrößte Kontingent der 17 000 Männer und Frauen starken Truppe. An der Einwohnerzahl gemessen, betont Bachtadse, trage Georgien die größte Last.

Mit seiner großen Präsenz will Georgien seinem Wunsch Nachdruck verleihen, Nato-Mitglied zu werden und schon jetzt als verlässlicher Partner der Allianz wahrgenommen zu werden. Allerdings steht es jetzt wie alle anderen fast 40 beteiligten Staaten vor einem Problem: Keiner weiß, ob, wann und in welchem Umfang US-Präsident Donald Trump den Rückzug seiner Truppen aus Afghanistan anordnet. Befürchtet wird eine ähnliche Ad-hoc-Entscheidung wie im Falle Syriens. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte deshalb in München "die sehr herzliche Bitte", man möge über das weitere Schicksal der Mission "gemeinsam miteinander" sprechen.

Bachtadse sagt es nicht ganz so direkt, aber in der Sache ähnlich. Man habe ja "im Konsens" über die Mission entschieden, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Daher sei er "überzeugt, dass die Entscheidung zum Rückzug oder zur Verringerung der Truppenstärke auch im Konsens getroffen wird". Überzeugt ist der Ministerpräsident auch, dass die Investition nicht vergebens war. Er sei überzeugt, dass Georgien Mitglied der Nato werde. Allerdings gibt es innerhalb der Nato weiter erhebliche Vorbehalte, nicht zuletzt in Deutschland, wegen eines offenen Territorialkonflikts. Russland kontrolliert die völkerrechtlich zu Georgien gehörenden abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien. "Wir sehen", sagt Bachtadse, "das nicht als Hindernis. Die Tatsache, dass Russland immer noch 20 Prozent unseres Territoriums besetzt, definiert nicht die Zukunft Georgiens."

© SZ vom 18.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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