Gedenken:Gedenkstättenstiftung begeht Jubiläum: Erinnern und lernen

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Das Luftbild zeigt den Gedenkplatz auf dem Gelände des früheren KZ-Außenlagers in Jamlitz. (Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Gedenkstätten sind Orte, die erinnern und wachrütteln sollen. Mit der Gründung einer Stiftung für deren Fortbestehen war Brandenburg vor 30 Jahren Vorreiter. Der Erhalt erfordert weiter viel Arbeit.

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Potsdam (dpa/bb) - Die Gedenkstätten in Brandenburg sind für die Erinnerungskultur in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Das haben Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Kulturministerin Manja Schüle (SPD) zum 30. Jahrestag der Gründung der Gedenkstättenstiftung am 1. Januar betont. „Die Gedenkstätten schaffen durch ihre Arbeit schon bei jungen Menschen das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, Rechtsextremismus, Antisemitismus und der Ausgrenzung von anderen Kulturen, Religionen oder aufgrund der Herkunft entschieden entgegenzutreten“, sagte Woidke am Donnerstag.

Stiftungsdirektor Axel Drecoll wies darauf hin, dass sich die Gedenkstätten zu bedeutenden europäischen Gedenk- und Lernorten entwickelt hätten. In den vergangenen 30 Jahren seien sie von rund 15 Millionen Menschen aus aller Welt besucht worden.

Verabschiedete Zielplanungen etwa für die Gedenkstätten Ravensbrück und Sachsenhausen hätten Grundlagen geschaffen, um die historischen Orte im Hinblick auf künftige Herausforderungen weiterzuentwickeln. „Die zum Teil mehr als 20 Jahre alten Ausstellungen müssen dringend erneuert werden. Im Bereich der Digitalisierung gibt es einen großen Nachholbedarf, der sowohl die Vermittlung als auch die Sicherung, Erschließung und Zugänglichkeit der Sammlungen betrifft“, führte Drecoll an. Gleichzeitig bleibe der Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude und Relikte als Zeugnischarakter eine dauerhafte Aufgabe.

So wird seit 2008 die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam von der Stiftung treuhänderisch verwaltet. Am Ort der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel konnte die Stiftung 2012 eine neue Gedenkstätte eröffnen. 2023 soll die Gedenkstätte Lieberose, die an ein KZ-Außenlager erinnert, dessen Baracken später als sowjetische Speziallager genutzt wurden, in die Stiftung integriert und weiter ausgebaut werden.

Kulturministerin Schüle erinnerte daran, dass immer mehr Zeitzeugen sterben würden und die Stimmen von Überlebenden des Nazi-Regimes dadurch mehr und mehr verstummten. Leon Schwarzbaum, Elisabeth Vakalopoulou, Alexander Fried und Alfons Studzinski seien vier Menschen, die den NS-Terror in Sachsenhausen und Ravensbrück überlebten und in diesem Jahr gestorben seien. „Wir sind dafür verantwortlich, dass sie nicht endgültig dem Vergessen anheimfallen.“

Brandenburg war laut Regierungschef Woidke bei der Gründung der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten zum 1. Januar 1993 das erste Land, das eine Gedenkstättenstiftung zur Mahnung an die Opfer von Terror, Krieg und Gewaltherrschaft gründete. Andere Länder seien diesem Beispiel gefolgt. Getragen wird die unabhängige Stiftung von Bund und Land. Im Herbst 2023 wird aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Stiftung ein Festakt stattfinden.

© dpa-infocom, dpa:221229-99-46245/2

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