G-7-Treffen:Der Gipfel

Lesezeit: 2 min

Donald Trump und sein Handelsstreit mit China dominieren das Treffen der wichtigsten Industriestaaten in Biarritz.

Von Cerstin Gammelin und Anette Zoch, Biarritz

Zeigen und zuhören: Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Foto: Ian Langsdon/Reuters)

Die Staats- und Regierungschefs der G-7-Staaten haben sich besorgt über die Auswirkungen des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs auf die Weltwirtschaft gezeigt. Beratungen zum Welthandel standen am Sonntag im Mittelpunkt des diesjährigen Treffens der sieben mächtigsten Industrienationen im französischen Biarritz. Die übrigen G-7-Partner wollten US-Präsident Donald Trump dazu drängen, den Handelsstreit mit Peking nicht weiter anzuheizen.

Der britische Premier Boris Johnson traf sich am Sonntag zu einem Frühstück mit Trump. Johnson sagte, er gratuliere dazu, was die US-Wirtschaft erreicht habe. Insgesamt seien die Briten aber für "Handelsfrieden" und gegen Zölle. Das Vereinigte Königreich habe seit mehr als 200 Jahren vom freien Handel profitiert. Trump selbst hingegen sieht sich nicht unter Druck von Seiten der Verbündeten: "Ich denke, dass sie den Handelskrieg respektieren", sagte er am Rande des Gipfels.

Außerdem kündigte er die Unterzeichnung eines Handelsabkommens mit Japan an. Kurz vor seinem Abflug hatte Trump den Streit noch angeheizt und angeordnet, chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar mit einem 30-Prozent-Zoll zu belegen. Auf die Frage, ob er daran zweifle, dass es richtig war, den Handelskrieg zu eskalieren, antwortete Trump in Biarritz: "Ja sicher, warum nicht. Ich habe bei allem Zweifel." Dieser letzte Satz war kurzzeitig als versöhnlicherer Ton interpretiert worden, doch Trumps Sprecherin stellte kurz darauf klar: Trump habe lediglich bedauert, "die Zölle nicht stärker angehoben zu haben". An diesem Montag will Kanzlerin Angela Merkel Trump treffen. Völlig überraschend traf am Sonntag der iranische Außenminister Dschawad Sarif auf dem G-7-Gipfel in Biarritz ein. Das bestätigte das Außenministerium in Teheran. Iran war eines der wichtigsten Themen des Gipfels am Samstagabend gewesen. Diplomaten hatten anschließend erklärt, man habe vorwärtsgewandt über die Beziehungen zu Iran geredet. Man sei sich einig gewesen, für Frieden und Stabilität in der Region eintreten zu wollen. Angestrebt werde eine Verhandlungslösung. Zunächst hieß es, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sei formell beauftragt worden, mit Iran in Kontakt zu treten. Später ließ Macron mitteilen, dass die G 7 ein informelles Gremium seien und es deshalb keinen formellen Auftrag gebe. Zuvor hatte Donald Trump gesagt, er habe keinen Auftrag unterschrieben, habe aber nichts dagegen, wenn Frankreich oder Japan mit Iran sprechen würde. Trump hatte das internationale Atomabkommen mit Iran im vergangenen Jahr aufgekündigt und die Sanktionen gegen das Land verschärft. Seither waren die Spannungen gewachsen. Nach Angaben von Diplomaten wollte Trump nicht mit Sarif in Biarritz zusammentreffen, Sarif wolle nur wenige Stunden bleiben und sich mit Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian treffen. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte das Treffen einen "Beitrag zur Konfliktlösung". Der Überraschungsbesuch sei "ein Parallelereignis am gleichen Ort, aber kein G7-Ereignis". Man sei sich aber einig, dass jeder Versuch einer Deeskalation im Atomkonflikt mit Iran wertvoll sei.

© SZ vom 26.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: