Fußball:Riskantes Spiel

Die Championsleague nur noch im Bezahlfernsehen? Diese Entscheidung kann zum Bumerang werden.

Von Klaus Hoeltzenbein

Zu viel Fußball im Fernsehen? Diese leidige Debatte, die stets vernachlässigte, dass der Zuschauer die Ein-und-Aus-Taste drücken kann, dreht ab sofort in die gegenläufige Richtung. Denn die Entscheidung des europäischen Fußball-Verbandes Uefa, der sich anmaßt, Herr über diesen Volkssport zu sein, ist eine Revolution gegen populäre Sehgewohnheiten: Die Champions League, die Königsklasse, wird hierzulande ab der Saison 2018/19 nur noch im Bezahlfernsehen (Sky) und über eine Streamingplattform (Dazn) zu empfangen sein.

Es ist riskant, auf was sich die Spitzenklubs da widerstandslos einlassen. Belegbar an den Fernsehquoten: Im Schnitt 9,6 Millionen Zuschauer verfolgten im April im ZDF das Viertelfinal-Hinspiel des FC Bayern gegen Real Madrid. Im Rückspiel, das Sky exklusiv zeigte, sahen trotz Verlängerung nur 1,5 Millionen zu.

Jetzt, da das ZDF im Bieterverfahren unberücksichtigt blieb, dürften aus der Perspektive des Gebühren- wie Steuerzahlers Fragen gestellt werden. Warum soll der Bau von Stadien öffentlich subventioniert werden, wenn der Ball allein für den live zu sehen ist, der teure Tickets kauft? Auch der bereits vor Gerichten verhandelte Konflikt, ob Kosten für die Sicherheit weiter der Allgemeinheit aufgelastet werden können, wird an Schärfe zunehmen. Der Fußball wird global und digital, aber er kappt seinen Heimatmarkt. Reibungslos geht die Rechnung nicht auf.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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