Der frühere hessische CDU-Ministerpräsident Walter Wallmann ist tot. Er starb kurz vor seinem 81. Geburtstag. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa und beruft sich auf die Familie. Wallmann war zuletzt schwer krank und hatte sich schon seit Längerem aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Der als konservativ geltende Politiker hatte von 1987 bis 1991 als erster hessischer CDU-Ministerpräsident in einer Koalition mit der FDP regiert. Zuvor war das Bundesland fest in SPD-Hand. Nachdem Rot-Grün 1991 wieder an die Regierung kam, verzichtete Wallmann auf die Rolle des Oppositionsführers, legte sein Landtagsmandat nieder und gab bald auch den CDU-Landesvorsitz ab.
Wallmann war auch Deutschlands erster Umweltminister - das Ressort war kurz nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 neu geschaffen worden. Er drängte seinerzeit darauf, dass alternative Energiequellen stärker berücksichtigt werden sollten. Einen Ausstieg aus der Kernenergie lehnte er allerdings ab. Deutsche Reaktortechnik sei aufgrund der Sicherheitsstandards verantwortbar.
Auch der Chemieunfall beim Schweizer Pharmakonzern Sandoz Anfang November 1986 fiel in Wallmanns Amtszeit. Damals wurde das Ökosystem des Rheins schwer geschädigt. Wallmann wollte daher eine Politik der Vorsorge durchsetzen. Dass die deutsche Chemieindustrie eifrig vor einer Verschärfung der Gesetze warnte, störte ihn nicht. Vielmehr bekräftigte er, dass in Deutschland das Verursacherprinzip gelten müsse, demzufolge die Verantwortlichkeit von Umweltbelastungen nicht auf die Allgemeinheit abgewälzt werden dürfe.
Von 1977 bis 1986 war der CDU-Politiker außerdem Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. Die OB-Jahre bezeichnete er einmal als schönste, aber auch forderndste Zeit seiner Laufbahn bezeichnet. Er kämpfte gegen das Schmuddel-Image der Bankenstadt, eröffnete die wiederaufgebaute Alte Oper und setzte sich für die Flughafenerweiterung ein, den umstrittenen Bau der Startbahn West.