Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) - hier ein Mitarbeiter bei der Arbeit in Syrien - erhielt den Friedensnobelpreis 2013 für ihre intensiven Bemühungen, chemische Waffen zu zerstören. War die Auszeichnung ein gutes Omen für die Zukunft der Organisation? Oder sogar ein schlechtes? Der Bürgerkrieg in Syrien ist jedenfalls nicht vorbei, inzwischen kontrollieren Terrormilizen des "Islamischen Staates" große Teile des Landes. Und wie ist es anderen Preisträgern ergangen?
2014 teilten sich die Auszeichnung die erst 17-jährige Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus Pakistan und der Inder Kailash Satyarthi - "für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und Jugendlichen und für das Recht aller Kinder auf Bildung", hieß es zur Begründung. Yousafzai ist die jüngste Nobelpreisträgerin der Geschichte. Nach der Nobelpreisverleihung: Acht der zehn Männer, die 2012 einen Mordanschlag auf Malala Yousafzai verübt haben sollen - sie überlebte die Tat nach Schüssen in Kopf und Hals schwerverletzt - , sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Am 22. Oktober 2015 kommt ein Dokumentarfilm von Regisseur Davis Guggenheim über Yousafzai in die deutschen Kinos. SZ-Autorin Lara Fritzsche war bei der Präsentation dieses Filmes in London dabei. Sie beschreibt Yousafzai als eine junge Frau, die schnell zu einer millionenschweren globalen Marke geworden ist, und dennoch überzeugt.
Mitten in der Schuldenkrise erhielt die Europäische Union den Friedensnobelpreis. Komiteechef Thorbjørn Jagland begründete die Entscheidung damit, dass die EU über sechs Jahrzehnte entscheidend zur friedlichen Entwicklung in Europa beigetragen habe. Nach der Nobelpreisverleihung: Angesichts der Strategie der EU-Staaten, die Grenzen für Flüchtlinge möglichst dicht zu machen, haben Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International die Entscheidung in Frage gestellt. Jedes Jahr sterben Hunderte Flüchtlinge bei dem Versuch, illegal in die EU zu gelangen. Auch die Situation von Flüchtlingen in einigen EU-Staaten und der Umgang mit Minderheiten wie den Roma verstößt den Kritikern zufolge gegen die Menschenrechte.
Friedensnobelpreis
Ellen Johnson Sirleaf, Tawakkul Karman, Leymah Gbowee
2011 zeichnete das Nobelkomitee drei Frauen aus: Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf (links), die liberianische Menschenrechtlerin Leymah Gbowee (rechts) und Tawakkul Karman aus Jemen. Sie setzen sich für die Demokratiebewegung in Afrika und der arabischen Welt ein Nach der Nobelpreisverleihung: Ellen Johnson Sirleaf wurde noch im November 2011 in einer Stichwahl erneut zur Präsidentin Liberias gewählt - doch ihre Wahl war umstritten. Die Opposition warf ihr Wahlfälschung vor. 2012 wurde der frühere liberianische Machthaber Charles Taylor von einem UN-Sondertribunal wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt, 2013 verlor er eine Berufung gegen das Urteil - für Johnson Sirleaf und ihre Landsfrau Leymah Gbowee dürfte das ein Grund zur Freude gewesen sein. Tawakkul Karman widmete ihren Preis den Aktivisten des Arabischen Frühlings. Auch im Jemen kam es zu Veränderungen: Der langjährige Präsident Ali Abdullah Salih trat im November 2011 zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Vizepräsident Abed Rabbo Mansur Hadi gewählt. Inzwischen kämpfen in dem Land verschiedene Gruppen um die Macht - immer wieder mit Gewalt.
Friedensnobelpreis
Bertha von Suttner
Sie ist mitverantwortlich dafür, dass es den Nobelpreis überhaupt gibt: Die Friedensaktivistin Bertha von Suttner (1843-1914) ist vor allem bekannt für ihr Buch "Die Waffen nieder", das die Folgen verschiedener Kriege aus dem Blickwinkel einer Wiener Ehefrau und Mutter beschreibt. 1891 gründete sie die Österreichische Gesellschaft für Friedensfreunde, außerdem vertrat sie ihr Land regelmäßig auf Weltfriedenskongressen. Als enge Vertraute Alfred Nobels regte sie die Gründung seiner Stiftung an. 1901 wurde der erste Friedensnobelpreis verliehen, 1905 nahm ihn Bertha von Suttner als erste Frau entgegen. Nach der Nobelpreisverleihung: Ein Jahr nach der Preisverleihung nahm Bertha von Suttner an der zweiten Den Haager Friedenskonferenz teil und warnte vor Aufrüstung und einem Vernichtungskrieg. Am 21. Juni 1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, starb sie in Wien. Heute ist ihr "Die Waffen nieder" ein Klassiker, und ihr Bild ziert die österreichische Zwei-Euro-Münze.
Friedensnobelpreis
Gustav Stresemann, Austen Chamberlain, Aristide Brian
Für die Verträge von Locarno erhielt der britische Außenminister Austen Chamberlain (Mitte) 1925 den Nobelpreis, der deutsche Außenminister Gustav Stresemann (l.) und Frankreichs Außenminister Aristide Briand (r.) folgten ein Jahr später, 1926. Die Verträge beinhalteten die Anerkennung der deutschen Westgrenze und wechselseitige Grenzgarantien. Nach der Nobelpreisverleihung: Zwischen 1924 und 1930 stabilisierten die Verträge von Locarno zwar die Beziehungen zwischen Deutschland und den Siegermächten des Ersten Weltkriegs, die Spannungen mit Osteuropa schwelten aber weiter. 1926 trat Deutschland in den Völkerbund ein, aber schon 1933 unter Adolf Hitler wieder aus. Dieser ließ 1936 Truppen ins entmilitarisierte Rheinland einmarschieren und verstieß damit gegen Locarno. Und bereits 1939 begann der Zweite Weltkrieg ...
Friedensnobelpreis
Carl von Ossietzky
Der Journalist Carl von Ossietzky (1889-1938) deckte 1929 die verbotene Aufrüstung der Reichswehr auf und wurde wegen "Landesverrats" ins Gefängnis gesteckt. 1932 entlassen, wurde er wenig später von den Nazis erneut verhaftet und im KZ Sonnenburg interniert. Spätestens ab diesem Zeitpunkt bemühten sich seine Unterstützer um die Verleihung des Friedensnobelpreises an den Pazifisten Ossietzky. Er erhielt den Preis schließlich 1936 rückwirkend für 1935. Allerdings war es ihm nicht möglich, den Preis in Oslo entgegenzunehmen, weil ihm die Gestapo die Ausreise verboten hatte. Nach der Nobelpreisverleihung: Von Ossietzky erlag 1938 in einem Berliner Krankenhaus einer Tuberkuloseerkrankung, die er sich im KZ zugezogen hatte. Heute verleiht die Internationale Liga für Menschenrechte jedes Jahr die Carl-von-Ossietzky-Medaille.
Friedensnobelpreis
Internationales Komitee vom Roten Kreuz
Auch Organisationen können den Friedensnobelpreis bekommen - so geschehen 1944, als er an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz verliehen wurde. Das IKRK erhielt den Preis bis heute dreimal (1917, 1944, 1963) für seinen Einsatz für Kriegsgefangene und Verwundete sowie für sein Engagement für die Verbreitung der Genfer Konventionen. Während des Zweiten Weltkriegs kümmerte sich das IKRK nicht nur um Soldaten, sondern auch um die Zivilbevölkerung und - was nur sehr eingeschränkt möglich war - KZ-Insassen. Nach der Nobelpreisverleihung: 2003 feierte das IKRK sein 140-jähriges Bestehen. Seit 1929 gilt auch der Rote Halbmond formal als Schutzzeichen der Bewegung. 2011 gab es 187 nationale Rotkreuz- oder Rothalbmond-Vereinigungen.
Friedensnobelpreis
Albert Schweitzer
Der Theologe, Musikforscher, Philosoph und Mediziner Albert Schweitzer (1875-1965) bekam 1952 den Friedensnobelpreis. Als Arzt gründete er 1913 im heutigen Gabun das Hospital Lambarene, als Organist spielte er dort auf einem tropenfesten Klavier, das er sich eigens für seinen Afrika-Aufenthalt bauen ließ. Schweitzer setzte sich von 1957 an auch gegen die Atomrüstung ein. Nach der Nobelpreisverleihung: Schweitzer wurde - vor allem nach seinem Tod - dafür kritisiert, dass er sein Hospital nicht modernisiert und nicht genügend auf die hygienischen Zustände geachtet habe. Diese Vorwürfe waren allerdings schwer überprüfbar. Bis heute ist Schweitzer bekannt für sein karitatives Wirken, außerdem für seine Verdienste um die Kulturphilosophie und die Musikwissenschaft sowie um die Theorie des Orgelbaus.
Friedensnobelpreis
Martin Luther King
Martin Luther King (1929-1968) ist in den USA zum Symbol für den Kampf der Schwarzen gegen Unterdrückung und Rassentrennung geworden. Er war in den fünfziger und sechziger Jahren der prominenteste Vertreter des Civil Rights Movement, das sich zu einer Massenbewegung entwickelte und mit friedlichen Mitteln gegen die Repression der Schwarzen kämpfte. 1964 erhielt Luther King den Friedensnobelpreis. Nach der Nobelpreisverleihung: Ebenfalls im Jahr 1964 wurde in den USA die Rassentrennung aufgehoben, seit 1965 können sich auch Analphabeten, zu denen damals viele Schwarze gehörten, als Wähler registrieren lassen. King wurde 1968 erschossen - nur wenige Tage, bevor er einen großen Protestmarsch für die soziale Gleichberechtigung durch Memphis führen wollte. Für die Tat verurteilt wurde der Weiße James Earl Ray, der zwar zunächst ein Geständnis ablegt hatte, seine Verwicklung in den Mord später aber bestritt beziehungsweise angab, von einem Unbekannten zu der Tat aufgefordert worden zu sein. Ray starb 1998 im Gefängnis. Bis heute gibt es Verschwörungstheorien über Kings Mörder. Der heutige US-Präsident Barack Obama nennt King als sein Vorbild.
Friedensnobelpreis
Barack Obama
Er war erst ein dreiviertel Jahr im Amt - trotzdem erhielt Barack Obama 2009 überraschend den Friedensnobelpreis. Das Nobelkomitee begründete die Entscheidung damit, dass Obama ein neues Klima in der internationalen Politik geschaffen habe. Nach der Nobelpreisverleihung: Die Meinungen über Obamas Politik gehen auseinander. Zwar haben seit der Verleihung US-Kampftruppen den Irak und Afghanistan verlassen und Obama schmiedete mit 46 Staats- und Regierungschefs eine Allianz gegen den Nuklearterrorismus. Außerdem hatte er großen Anteil an der Wiederaufnahme der israelisch-palästinensischen Friedengespräche 2010 - doch der Prozess geriet schon bald wieder ins Stocken, die Gespräche wurden abgebrochen. Die Sicherheitslage in Afghanistan ist weiterhin kritisch, im Irak ist die Lage eskaliert. US-Kampflugzeuge bombardieren dort nun Stellungen der Terrormilizen des "Islamischen Staates". Auch das Gefangenenlager Guantanamo hat Obama nicht wie angekündigt geschlossen.
Friedensnobelpreis
Willy Brandt
Der SPD-Politiker und ehemalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt (1913-1992) erhielt 1971 den Friedensnobelpreis. In seiner Amtszeit ebnete Brandt den Weg zur politischen Entspannung in Europa. Symbolisch dafür steht sein Kniefall am Mahnmal des Ghetto-Aufstands von 1943 in Warschau am 7. Dezember 1970. Brandts Entspannungspolitik ("Wandel durch Annäherung") führte zu den sogenannten Ostverträgen mit Polen und der Sowjetunion, in denen vor allem der Gewaltverzicht bei Konflikten propagiert wurde. Nach der Nobelpreisverleihung: Brandt schloss 1972 einen Grundlagenvertrag mit der DDR, der das Verhältnis beider Länder deutlich verbesserte. Zwei Jahre später musster er allerdings zurücktreten, weil sich einer seiner engen Mitarbeiter als DDR-Spion entpuppt hatte. Die sogenannte Guillaume-Affäre ging in die Geschichte der Bundesrepublik ein. Denkmäler für Brandt gibt es heute in Deutschland, Portugal, Frankreich und Warschau. Der neue Flughafen Berlin-Brandenburg soll nach ihm benannt werden.
Friedensnobelpreis
Betty Williams, Mairead Corrigan
Die beiden Nordirinnen Betty Williams (l.) und Mairead Corrigan erhielten den Friedensnobelpreis 1977 rückwirkend für 1976 für die Gründung der Community of Peace People und ihren Einsatz für die Versöhnung im Nordirlandkonflikt. Anlass für ihr Engagement war ein tragischer Autounfall im Jahr 1976, der in Zusammenhang mit dem seit Jahren schwelenden Nordirlandkonflikt stand und den Corrigan als Zeugin miterlebte: Nachdem ein Aktivist der nordirischen Befreiungsarmee IRA auf der Flucht vor britischen Soldaten im Auto erschossen und sein Beifahrer schwer verletzt worden war, rammte das nun führerlose Fahrzeug eine Frau und ihre vier kleinen Kinder. Nur die Mutter und ein siebenjähriger Sohn überlebten. Betty Williams, Tochter eines protestantischen Vaters und einer katholischen Mutter, und die katholische Mairead Corrigan, Tante der ermordeten Kinder, gründeten einige Tage nach deren Beerdigung ihre Organisation, die von diesem Zeitpunkt an jede Woche Friedensdemonstrationen in Nordirland durchführte. Nach der Nobelpreisverleihung: Betty Williams verließ 1980 aufgrund von Meinungsverschiedenheiten die Peace People. Beide Frauen engagierten sich aber weiter für den Frieden: Williams gründete 1997 die Kinderrechtsorganisation World Centers of Compassion for Children International und setzte sich für internationale Friedensprojekte ein. Corrigan engagierte sich für die Einrichtung interkonfessioneller Schulen in Nordirland. Zuletzt nahm sie Teil an der Gaza-Hilfsflotte, die im Mai 2010 von israelischen Sicherheitskräften geentert wurde. Der Nordirlandkonflikt gilt seit einigen Jahren für beendet, nachdem fast alle Beteiligten ihren Verzeicht auf Gewalt erklärt hatten. Dennoch kam es in Belfast und anderen Städten im Juli 2011 wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken, Protestanten und der Polizei. Am 26. Juli 2012 - einen Tag vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele - erklärten verschiedene Splittergruppen die Neugründung der IRA.
Friedensnobelpreis
Mutter Teresa
Mutter Teresa (1910-1997) ist wohl eine der bekanntesten Trägerinnen des Friedensnobelpreises. Die römisch-katholische Ordensschwester ist berühmt geworden für ihren Einsatz für die Armen im indischen Kalkutta. Mit ihren "Missionarinnen der Nächstenliebe" kümmerte sie sich dort um Kranke (vor allem Leprakranke), Sterbende und Waisen. 1979 erhielt sie für ihren Einsatz den Friedensnobelpreis. Nach der Nobelpreisverleihung: Mutter Teresa blieb bis zu ihrem Tod Oberin ihres Ordens, dem heute mehr als 5000 Ordensschwestern und 500 Ordensbrüder in mehr als 100 Ländern angehören sollen. Kritisiert wurde Mutter Teresa für ihre ablehnende Haltung gegenüber Ehescheidung, Verhütung und Abtreibung. Auch wurde ihr die unzureichende Versorgung der Menschen in den Stationen ihres Ordens vorgeworfen. Der Verbleib von Millionen gespendeter Dollar ist unklar. Kanadische Wissenschaftler veröffentlichten 2013 eine Studie, die den Ruf Teresas als selbstlose Retterin der Armen in Frage stellte. Bereits 2003 wurde Mutter Teresa von Johannes Paul II. selig gesprochen.
Friedensnobelpreis
Friedenstruppen der Vereinten Nationen
Bekannt sind auch die sogenannten Blauhelmsoldaten der UN. Die Friedenstruppen der Vereinten Nationen, so der offizielle Name, haben 1988 den Friedensnobelpreis erhalten. Seit 1948 sind sie in verschiedenen Konfliktregionen im Einsatz (im Bild: sri-lankische Friedenstruppen 2004 in Haiti). Nach der Nobelpreisverleihung: Nicht immer konnten die Blauhelmsoldaten schnell und effektiv handeln. Teilweise waren sie mit mangelnden Mandaten ausgestattet und durften nicht eingreifen, teilweise zog sich der Beschluss zur Entsendung der Truppen zu lange hin, wie zum Beispiel 1994 bei einem Massaker in Ruanda. Beim Massaker von Srebrenica 1995 wurden 8000 männliche Bewohner und Flüchtlinge von bosnischen Serben ermordert, vor den Augen der zum Schutz der Menschen stationierten niederländischen UN-Truppen. Die 350 Blauhelmsoldaten hatten weder ein Mandat für eine aktive militärische Verteidigung noch waren sie dazu ausgerüstet, sich der Übermacht der Serben entgegenzustellen. Trotzdem war ihre Passivität alles andere als ein Ruhmesblatt. 2010 kam es auf Haiti zu einer Cholera-Epidemie, der mehr als 8000 Menschen zum Opfer fielen. Eingeschleppt wurde die Krankheit von nepalesischen Blauhelmsoldaten. Verbreitet wurden die Erreger durch eine mangelhaft arbeitende Kläranlage eines UN-Stützpunktes.
Friedensnobelpreis
Dalai Lama
Der Dalai Lama erhielt den Friedensnobelpreis 1989 für seinen gewaltlosen Einsatz für die Befreiung Tibets. 30 Jahre zuvor musste Tendzin Gyatsho - so sein Mönchsname - während des Tibetaufstands gegen die Chinesen als weltliches und geistliches Oberhaupt der Tibeter fliehen und lebt seitdem im Exil. Vor der Friedensnobelpreisverleihung kam es in den Jahren 1987 und 1989 zu Unruhen in Lhasa, der tibetischen Hauptstadt. Der Dalai Lama legte darauhin einen Fünf-Punkte-Friedensplan vor, der jedoch von der chinesischen Besatzungsmacht abgelehnt wurde. Nach der Nobelpreisverleihung: Bis heute weist der Dalai Lama immer wieder auf die Situation in Tibet hin, ruft seine Landsleute aber zum Gewaltverzicht auf. Inzwischen ist er nicht nur zum Symbol für den Kampf um die Unabhängigkeit Tibets geworden, sondern auch ein weltweit geachteter Botschafter des Friedens. Sein Land allerdings ist weiterhin von den Chinesen besetzt. 2008 kam es dort erneut zu schweren Unruhen, die jedoch niedergeschlagen wurden. In jüngerer Zeit protestieren immer wieder Tibeter mit Selbstverbrennungen gegen die chinesische Besatzung.
Friedensnobelpreis
Nelson Mandela, Frederik Willem de Klerk
27 Jahre lang saß er im Gefängnis - als lebendes Memento für den Kampf gegen das Apartheid-Regime in Südafrika. Den Nobelpreis bekam Nelson Mandela im Jahr 1993 gemeinsam mit seinem Vorgänger im Präsidentenamt, einem einstigen Hardliner des Regimes Frederik Willem de Klerk. Erst drei Jahre zuvor war Mandela aus der Haft entlassen und gleichzeitig das Verbot seiner Partei ANC aufgehoben worden. Nach der Nobelpreisverleihung: Mandela wurde 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt und blieb bis 1999 im Amt. Am 5. Dezember 2013 starb er in Johannesburg. De Klerk, der maßgeblich zur Annäherung zwischen Weißen und Schwarzen beigetragen hatte, zog sich nach seinem Ausscheiden aus der Politik ins Privatleben zurück.
Friedensnobelpreis
Jassir Arafat, Schimon Peres, Jitzchak Rabin
Für ihre Bemühungen um den israelisch-palästinensischen Friedensprozess erhielten der palästinensische Freiheitskämpfer und Politiker Jassir Arafat (links), der frühere israelische Ministerpräsident und jetzige Staatspräsident Schimon Peres (Mitte) und der ehemalige israelische Ministerpräsident und Verteidigungsminister Jitzchak Rabin (rechts) im Jahr 1994 den Friedensnobelpreis. Im Oslo-Abkommen von 1993 hatten sich beide Seiten zum ersten Mal gegenseitig offiziell anerkannt. Nach der Nobelpreisverleihung: 1995 gab es noch ein weiteres Oslo-Abkommen, das mehr Autonomie für die Palästinenser vorsah. Rabin wurde im selben Jahr von einem jüdischen Fanatiker erschossen, 2000 begann die zweite Intifada, der zweite gewaltsame Aufstand der Palästinenser gegen Israel, der bis 2005 dauerte. Arafat, der in großem Stil Fördergelder veruntreut haben soll, starb 2004 - fast acht Jahre nach seinem Tod leiteten französische Staatsanwälte Mordermittlungen ein. Es besteht der Verdacht, dass Arafat vergiftet wurde. Der Friedensprozess kommt trotz anhaltender internationaler Bemühungen nicht voran.
Friedensnobelpreis
Kim Dae Jung
Heute erscheint diese Szene fast surreal: Im Jahr 2000 reiste Südkoreas Präsident Kim Dae Jung (links) nach Nordkorea, wo er in Pjöngjang Diktator Kim Jong Il zu Gesprächen traf. Kim Dae Jung führte die Sonnenscheinpolitik ein, die eine Annäherung zwischen beiden Ländern propagierte. Dem Nobelkomitee war diese Initiative im selben Jahr ein Nobelpreis wert. Nach der Nobelpreisverleihung: Kim Dae Jung blieb bis 2003 südkoreanischer Präsident. Nach Ende seiner Amtszeit wurde bekannt, dass im Vorfeld des historischen Treffens Gelder von Südkorea an Nordkorea geflossen waren. Kim Dae Jung wurde zudem beschuldigt, von Nordkoreas Nuklearwaffenprogramm Kenntnis gehabt und dies verheimlicht zu haben.
Friedensnobelpreis
Liu Xiaobo
Das Nobelkomitee zeichnete 2010 den Menschenrechtsaktivisten Liu Xiaobo aus - und brüskierte damit die chinesische Regierung. Ein leerer Stuhl bekundete bei der Verleihung in Oslo die unfreiwillige Abwesenheit des Preisträgers. Liu Xiaobo befindet sich seit 2009 wegen "Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt" in chinesischer Haft. Der Literaturwissenschaftler ist einer der Unterzeichner der Charta 08, in der Wissenschaftler, Anwälte und Funktionäre rechtliche und politische Reformen in China fordern. Nach der Nobelpreisverleihung: Aus Protest über die Nominierung Xiabaos verlieh China einen Tag vor der Verleihung erstmals seinen eigenen Friedenspreis, den Konfuzius-Friedenspreis, an den früheren taiwanischen Vizepräsidenten Lien Chan. Die Situation von Regerungsgegnern in China hat sich durch die Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiabao keineswegs gebessert.