Frankreich:Valls läuft ins Macron-Lager über

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Der frühere Premierminister Manuel Valls erklärte, er werde den parteilosen Emmanuel Macron unterstützen. Er wolle damit den Sieg von Marine Le Pen, der rechtsextremen Kandidatin, verhindern.

Von Christian Wernicke, Paris

Vier Wochen vor den Präsidentschaftswahlen droht Frankreichs regierenden Sozialisten (PS) die Spaltung. Der frühere Premierminister Manuel Valls, ein Anführer des rechten Flügels, erklärte am Mittwoch, er werde im ersten Wahlgang am 23. April nicht den offiziellen Parteikandidaten Benoît Hamon, sondern den parteilosen Ex-Minister Emmanuel Macron unterstützen. Valls verwies auf die Gefahr eines Triumphes von Marine Le Pen, der Kandidatin des rechtspopulistischen Front National (FN). "Dies ist für mich keine Frage des Herzens, sondern des Verstandes", sagte Valls dem Sender BFMTV.

In Umfragen liegt der 39-jährige Macron mit etwa 25 Prozent Zustimmung nahezu gleichauf mit FN-Chefin Le Pen. Der Linkssozialist Benoît Hamon hingegen erfährt nur etwa halb so viel Rückhalt und hat kaum Chancen, es in die Stichwahl am 7. Mai zu schaffen. Mehrere Hamon-Anhänger warfen Valls am Mittwoch "Wortbruch" und "Verrat" vor. In einer Erklärung erinnerte Hamon daran, dass der Ex-Premier schriftlich zugesagt hatte, im Falle einer Niederlage den Sieger der Primaire zu unterstützen. Valls, so Hamon, habe "der Demokratie einen Schlag versetzt".

PS-Generalsekretär Jean-Christophe Cambadélis mühte sich am Mittwoch um eine schärfere Abgrenzung gegenüber Macron. Wer dessen Bewegung "En Marche" beitrete, sei "nicht länger in der Sozialistischen Partei". Valls selbst will PS-Mitglied bleiben, nicht zu "En Marche" wechseln und auch "keinen Wahlkampf" für Macron machen. Dennoch gingen am Mittwoch in der PS-Zentrale Petitionen ein, die Valls' Parteiausschluss verlangten.

Macron bedankte sich für Valls' Unterstützung. Zugleich bemühte er sich um Distanz zu Valls und Präsident François Hollande. Im Wahlkampf halten politische Gegner dem Jungstar vermehrt seinen politischen Aufstieg unter Hollande vor. Der Republikaner François Fillon nannte Macron "einen Hollande in verjüngter Ausgabe", Le Pen sieht in ihm ein "Rädchen im großen Plan, das Erbe Hollandes zu retten".

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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