Stipendien, staatliche Mietgarantien für junge Leute, höhere Löhne für Azubis - mit zahlreichen Maßnahmen reagiert die französische Regierung auf die anhaltenden Jugendproteste im Land. "Frankreich muss auf die Jugend hören", sagte Premier Manuel Valls nach Gesprächen mit Vertretern von Schüler- und Studentengewerkschaften. Die Gesamtkosten der elf Vorhaben werden auf 500 Millionen Euro jährlich geschätzt.
In ersten Reaktionen lobten Studentenvertreter das Entgegenkommen der Regierung. "Wir haben etwas erreicht, weil die jungen Franzosen sich erhoben haben", sagte William Martinet, der Chef der linken Studentengewerkschaft Unef. Dennoch wollte er seine Unef-Mitglieder weiterhin zu Demonstrationen gegen die geplante Liberalisierung des Arbeitsrechts aufrufen. Die Forderung, diese Reform ersatzlos zu streichen, hatte Premier Valls abgelehnt.
Ihre Proteste fortgesetzt haben am Montagabend auch Hunderte Aktivisten der "Nuit debout", die seit zwölf Tagen währenden, allnächtlichen Versammlungen auf der Pariser Place de la République. Nach Krawallen am Wochenende hatte die Polizei den Platz am Montagmorgen geräumt. Eine neue Demonstration am Abend wurde jedoch genehmigt. Inzwischen hat sich die Bewegung der "Aufrechten" auf Dutzende französische Städte ausgeweitet.
Kritiker hielten der Regierung von Premierminister Valls vor, sie wolle mit ihrem Maßnahmenpaket "der Jugend den Widerstand abkaufen". Unter anderem will die Regierung Studenten nach Abschluss deren Ausbildung bis zu vier Monate lang eine Art Übergangsgeld bezahlen, bis diese eine Anstellung gefunden haben. Befristete Arbeitsverträge, die in Frankreich fast 90 Prozent aller Neueinstellungen betreffen, werden fortan mit einer Strafabgabe belegt.