Frankreich:Präsident Tollpatsch

Hollande erklärt nicht und bindet die Lager nicht ein.

Von Christian Wernicke

Sie wollten das Richtige tun. François Hollande und Manuel Valls, Frankreichs Präsident und Premier, hatten gehofft, per Lockerung der 35-Stunden-Woche und des Kündigungsschutzes mehr Jobs zu schaffen. Das war vor vier Monaten. Seither haben sie alles falsch gemacht - so falsch, dass man Mitleid haben könnte mit ihnen.

Gleich dreimal haben Hollande und Valls versagt. Erst scheuten die beiden Sozialdemokraten die Mühe, dem eigenen Lager ihre Reform zu erklären. Dann unterschätzten sie den Widerstand der Gewerkschaften, die Wut der Linken. Und schließlich provozierten sie mit autoritären Methoden - mit vordemokratischen Praktiken im Parlament, mit Verbotsdrohungen gegen Demonstrationen - zusätzliche Proteste gegen sich. Prompt stellte sich diese Woche nicht nur die allzeit reformunwillige Alt-Linke gegen sie. Auch gemäßigte Sozis und Menschenrechtler wandten sich ab.

So ruiniert François Hollande seine Zukunft. Dabei hatte die sozialistische Partei ihm soeben eine neue Brücke gebaut: Die Ankündigung, jeder Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2017 - also auch der Amtsinhaber - müsse sich zuvor einer Urwahl stellen, sollte Hollande helfen, sich mit Teilen der Linken zu versöhnen. Nur so öffnet sich ihm eine schmale Gasse zur Wiederwahl. Nun verspielt Hollande auch diese Chance. So viel Ungeschick verdient nicht mal mehr Mitleid.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: