Frankreich-Iran:Iran lässt französische Lehrerin frei

Lesezeit: 2 min

Monatelang hielt Iran Clotilde Reiss unter Spionagevorwurf fest. Nach ihrer Verurteilung zu einer Geldstrafe von 230.000 Euro befindet sich die Französin auf dem Heimweg.

Der Fall von Clotilde Reiss hatte die französisch-iranischen Beziehungen seit Juli 2009 stark belastet: Nun ist die seit mehr als zehn Monaten in Iran festgehaltene Französin endgültig frei. Sie flog nach Angaben der französischen Präsidentschaft am Sonntag in ihre Heimat, nachdem ein iranisches Gericht sie zu einer hohen Geldstrafe verurteilt hatte. Reiss war im vergangenen Sommer am Rande der Massenproteste gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Iran festgenommen worden.

Clotilde Reiss bei ihrer Zeugenaussage am 8. August 2009. Die Französin war als Lektorin der Universität Isfahan nach Iran gekommen und war dort am 1. Juli 2009 unter Spionageverdacht gefangen genommen worden. (Foto: Foto: Reuters)

Die 24-Jährige habe den Iran verlassen, teilte die französische Präsidentschaft in Paris mit. Den Angaben zufolge bestieg Reiss am Flughafen von Dubai eine französische Regierungsmaschine, die sie zurück nach Frankreich bringen sollte. Präsident Nicolas Sarkozy will Reiss nach ihrer Ankunft in Paris gegen 13:00 Uhr im Elysée-Palast empfangen. Auch die Familie der jungen Frau soll bei dem Empfang anwesend sein.

Reiss, die als Lektorin an der Universität in Isfahan gearbeitet hatte, war am 1. Juli 2009 festgenommen worden. Die iranische Justiz legte ihr zur Last, in E-Mails Berichte und Fotos über die Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Ahmadinedschad verbreitet und damit zum Aufruhr angestiftet zu haben. Mitte August konnte Reiss gegen Kaution das Gefängnis zwar verlassen, stand danach aber bis zum Urteilsspruch in der französischen Botschaft in Teheran unter Hausarrest. Anwalt Mohammed Ali Mahdawi Sabet sagte der Nachrichtenagentur AFP, Reiss sei am Samstag zunächst zu zwei fünfjährigen Haftstrafen verurteilt worden, die das Gericht "nach einer Entscheidung zur Milde" der iranischen Führung allerdings in eine Geldstrafe umgewandelt habe.

Die Strafe in Höhe von umgerechnet 230.000 Euro habe er bereits beglichen. "Die Sache ist beendet", sagte der Anwalt. Er werde das Urteil nicht anfechten. Die Entscheidung der iranischen Justiz sei "nah an einem Freispruch".

In einer vom iranischen Fernsehen übertragenen Aussage hatte Reiss im Januar zugegeben, "aus persönlichen Motiven" an den Protesten teilgenommen zu haben, und um Verzeihung gebeten. Die französische Regierung bezeichnete Reiss dagegen immer als unschuldig und verlangte die sofortige Einstellung des Verfahrens. Das Urteil im Fall Reiss folgte auf die Entscheidung der französischen Justiz, einen von den USA gesuchten Iraner in seine Heimat ausreisen lassen. Die USA hatte die Auslieferung des iranischen Ingenieurs Madschid Kakawand wegen verdächtiger Geschäfte verlangt, doch ein Pariser Berufungsgericht lehnte dies Anfang Mai ab. Paris und Teheran bestreiten allerdings einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen.

Unterdessen teilte Senegal am Samstagabend mit, dass Präsident Abdoulaye Wade in der Affäre Reiss zwischen Frankreich und dem Iran vermittelt habe. Seit September 2009 habe sich Wade um eine Lösung bemüht.

© AFP/dgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: