Frankreich:Fillons gefährliches Spiel

Der Präsidentschaftskandidat hetzt seine Anhänger auf.

Von Christian Wernicke

Es ist ein Spiel mit dem Feuer: Gerade jetzt, da in Frankreich der Front National stärker denn je ist, da die herkömmlichen Parteien kollabieren und allerlei Skandale die Bürger abschrecken - in dieser explosiven Stimmung zündelt François Fillon. Der konservative Republikaner hat, von seinen Finanzaffären gebeutelt, eine Schmutzkampagne gegen Emmanuel Macron begonnen, seinen härtesten Konkurrenten ums Präsidentenamt. Als könne er sich, indem er Dreck auf andere wirft, selbst reinwaschen.

Fillon glaubt, hinter all den Enthüllungen über die mutmaßliche Schein-Beschäftigung seiner Frau Penelope steckten die Büttel des regierenden Präsidenten François Hollande. Für diese Theorie eines "Staatskomplotts" hat der 63-jährige Ex-Premier zwar keine Beweise. Aber im Gefühl, ein "Opfer des Systems" zu sein, legt er alle Hemmungen ab - und fällt über Macron her, den jungen Star am Himmel über Paris. Gegen dessen jähe Popularität fand Fillon bisher kein Mittel. Nun versucht er, den Rivalen als verkappten Agenten des unbeliebten Amtsinhabers zu denunzieren. Das ist nicht nur falsch, es ist brandgefährlich: Fillon verhetzt seine eigenen Anhänger.

Schon heute will, falls der Konservative im ersten Wahlgang ausscheidet, ein Viertel seiner Anhänger in der Stichwahl lieber für Le Pen als für Macron stimmen. Fillon riskiert, dass am 7. Mai die Demokraten fehlen, um Le Pen zu stoppen.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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