Im Familienzwist um die Führung von Frankreichs Front National (FN) hat Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen erneut einen Sieg errungen. Ein Zivilgericht stoppte eine briefliche Urabstimmung der 51 000 FN-Mitglieder, mit der Tochter Marine Le Pen die Statuten der rechtsextremen Partei ändern und insbesondere den Ehrenvorsitz - das Amt ihres Vaters - streichen wollte.
Die Mitgliederbefragung läuft seit zwei Wochen und sollte am Freitag enden. Das Gericht entschied nun, für eine solch gravierende Parteireform genüge keine Briefwahl: Die innerparteiliche Demokratie verlange einen Kongress, vor dem der 87-Jährige das Recht haben müsse, sich vor den Mitgliedern zu erklären. Bereits vorige Woche hatte dasselbe Gericht einen FN-Beschluss für nichtig erklärt, Le Pen seine Mitgliedschaft abzuerkennen.
Marine Le Pen hatte im April den Bruch mit dem Vater und FN-Patriarchen vollzogen. Zuvor hatte dieser mit rechtsextremen Ausfällen ("Der Holocaust ist nur ein Detail der Geschichte") Aufsehen erregt. Die FN-Chefin, die vom Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2017 träumt, will ihre Partei "entteufeln" und ihr ein regierungsfähiges Image verleihen. Sie kündigte an, sie werde eiligst Revision gegen das Urteil einlegen. Zugleich warf sie ihrem Vater vor, er habe "Angst vorm Volk". Umfragen zeigen, dass die klare Mehrheit der FN-Mitglieder inzwischen der Tochter folgt - und den Parteigründer loswerden will.