Frankreich:Alle mal herhören

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In den Straßen von Bordeaux erinnert eine Gedenktafel daran, dass hier Sklaven gehandelt wurden. Reicht doch, sagen viele. Reicht nicht, sagt der Autor Karfa Diallo. Über einen Ort, der mit seiner Geschichte ringt.

Von Nadia Pantel

Kaum eine Postkarte aus Bordeaux verzichtet auf den Place de la Bourse. Klassizismus in Symmetrie, am Ufer der Garonne. Karfa Diallo steht auf diesem Platz und winkt eine Gruppe Rentner zu sich heran. "Kommen Sie ein paar Schritte näher, dann kann ich Ihnen erzählen, was das Tourismus-Büro nicht gerne hört." Diallo zeigt auf eine der Steinfratzen, die seit mehr als 200 Jahren auf den Platz blicken. Eine flache breite Nase, volle Lippen. Auch wenn der Sandstein grau ist, sieht man, dass dieses Gesicht schwarz sein soll. "Vor ein paar Jahren wurde eine Nachbildung dieser Fratze als Souvenir an Touristen verkauft", erzählt Diallo. Hinten auf der Tonskulptur ist ein kleiner Hinweis: "Diese Plastik bezeugt die Durchreise von Afrikanern in Bordeaux." Die Rentner lachen. "Haha, Durchreise."

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