Die Recherche zum Text über das Schicksal von Josef und František Dus fand im Mai 2014 in Tschechien statt. Die Brüder hatten keine leiblichen Nachkommen, wohl aber deren Geschwister. Diese Angehörigen besitzen neben ihrem Wissen über die Soldaten noch Briefe und Fotos. Auf diesem Bild aus der Zeit vor 1914 ist ein lächelnder František Dus mit Melonenhut zu sehen (2 v. re.). Frantisek/Josef Dus Brüderpaar Dus Frantisek und Josef Dus Erster Weltkrieg
Františeks jüngerer Bruder Josef Teil einer Turnervereinigung, deren Mitglieder von einer Einigung aller Slawen unter russischer Führung träumten.
Josef und František waren in der Nähe von Königgrätz zur Welt gekommen und aufgewachsen. Die schmucke Stadt im Nordosten Tschechiens ist vor allem bekannt für die entscheidende Schlacht im Deutschen Krieg von 1866, in der die Preußen die Österreicher besiegt hatten.
Im nördlichen Umland von Königgrätz (Hradec Králové) liegt das Dorf Velký Vřešťov, in dem die Familie Dus Haus und Hof gebaut hatten. Ihre Nachkommen besitzen ein historisches Foto des Anwesens.
Es hat sich - abgesehen von der Form und Beschaffenheit des Daches - in 100 Jahren kaum verändert.
Das Haus ist nach wie vor im Besitz von Nachkommen der Eltern von Josef und František. Andere Verwandte nahmen die Recherche zum Anlass, sich selbst auf den Weg zu machen nach Prag und nach Velký Vřešťov. Es wurde ein Familientreffen.
Man tauschte Anekdoten aus, las sich alte Briefe vor und besuchte Orte, die mit der Familiengeschichte zu tun hatten. Dieses Erinnerungsstück kam bei einem Treffen in Prag auf den Tisch: Eine Visitenkarte von František Dus, der schon vor dem Krieg als Soldat im Infanterieregiment Freiherr von Schönaich Nr. 74 in Reichenberg (Liberec) der österreichisch-ungarischen Armee gedient hat.
Nach Kriegsbeginn 1914 wurde František Dus (links) erneut eingezogen. Er wurde bereits nach wenigen Wochen an der Ostfront verletzt und starb wenig später im Lazarett an einer Infektion.
Josef und František Dus schrieben ihren Eltern bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges Briefe, die sich noch heute im Besitz der Familie befinden.
Sie waren die Adressaten der Briefe der beiden Soldaten, die für verfeindete Armeen gegeneinander kämpften: die Eltern von Josef und František Dus.
Josef Dus siedelte schon Jahre vor Kriegsausbruch vom damals zu Österreich-Ungarn gehörenden Böhmen nach Moskau über. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig, um gegen Wiens Streitkräfte zu kämpfen.
Josef Dus träumte davon, die Unabhängigkeit für die Tschechen auf militärischem Wege zu erreichen. Für dieses Ziel nahm er auch bewusst in Kauf, zu sterben, wie aus seinem letzten Brief hervorgeht.
Beide Brüder kamen im Krieg um, doch an zwei Orten wird gemeinsam an sie erinnert: In der Kirche, in der sie getauft wurden, ist eine Tafel angebracht, auf der ihre Namen und andere Gefallene genannt werden. Auch auf dem Kriegerdenkmal ihres Heimatdorfes Velký Vřešťov (im Bild) werden Josef und František erwähnt. Ihr Elternhaus befindet sich in Sichtweite des Gedenkortes.