Mitgliederzahlen sind ein ziemlich guter Indikator für die Lage, in der sich eine Partei gerade befindet. Insofern sieht es für CDU und SPD schon seit vielen Jahren nicht gut aus. Die Christdemokraten haben nur noch 449 735 Mitglieder, zu ihren besten Zeiten hatten sie mehr als 700 000. Noch dramatischer ist die Entwicklung bei der SPD. In den Siebzigerjahren gab es mehr als eine Million Genossinnen und Genossen. Ende September waren es nur noch 446 730.
Vor diesem Hintergrund war nicht nur die CDU-Zentrale gespannt auf die Mitglieder-Entwicklung im September. Seit Angela Merkel Anfang September entschieden hat, die Flüchtlinge vom Budapester Bahnhof nicht an der deutschen Grenze zurückzuweisen, rüttelt es die CDU gewaltig durch. In den Umfragen ist die Union auf bis zu 37 Prozent gefallen. Angesichts dessen war die Parteispitze über die jetzt bekannt gewordenen Zahlen beinahe erleichtert.
Zwar traten im September fast doppelt so viele Mitglieder aus wie im August. Die Zahl der realen Austritte, also ohne Todesfälle, stieg von 829 auf 1528. Allerdings verdoppelte sich auch die Zahl der Eintritte - von 606 auf 1135. In der CDU hieß es, dies zeige, wie polarisiert die Lage gerade sei. Einerseits gebe es viele, die so empört über Merkel seien, dass sie der Partei den Rücken kehrten. Andererseits seien offenbar viele von der Kanzlerin so beeindruckt, dass sie CDU-Mitglied werden wollten.