Auch Polizei wird attackiert
Bei einer Demonstration in Leipzig ist es zu Ausschreitungen gekommen. Zahlreiche Menschen protestierten in der Innenstadt gegen einen Aufzug der rechtsextremen "Offensive für Deutschland". Die Polizei sprach von mehr als 1000 Teilnehmern auf Seiten der Gegner. Der rechtsextremen Demo rechnete sie 350 bis 400 Teilnehmer zu.
Nach Angaben der Polizei flogen aus den Reihen der Gegendemonstranten Steine auf Sicherheitskräfte und Teilnehmer der rechtsextremen Demo. Auch das Polizeipräsidium sei mit Steinen angegriffen worden. Die Leipziger Volkszeitung berichtet in ihrer Online-Ausgabe, von beiden Seiten seien Böller geworfen worden. Die Sicherheitskräfte bezeichneten die Lage als angespannt.
Der Veranstaltung der "Offensive" war vom früheren Chef des Anti-Islam-Bündnisses Legida, Silvio Rösler mit ursprünglich 2500 Teilnehmer angemeldet worden. Auf dem Augustusplatz versammelten sich dann aber nur einige Hundert Anhänger, die auf einer verkürzten Strecke durch die Innenstadt marschierten. Die Kundgebung wurde vorzeitig beendet.
Angriffe auf Helfer bei Flüchtlingsunterkunft
Bereits in der Nacht zum Samstag hatte es vor einer noch leeren Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Niederau bei Meißen Randale gegeben. Laut Polizei versuchten rund 20 teils betrunkene Demonstranten, den Bauzaun um den früheren Supermarkt umzustoßen. Dies sei aber nicht gelungen. Schon seit dem Abend hatten sich etwa 200 Gegner des Heims, darunter auch offenkundig Rechtsextreme, eingefunden. Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, die in der Halle Feldbetten aufbauten, wurden beschimpft und angegriffen, eine Zufahrt zu dem Gelände zwischenzeitlich mit Autos blockiert. In dem Ex-Supermarkt sollen rund 500 Flüchtlinge unterkommen. Die ersten 200 wurden noch am Wochenende erwartet.
Der Bürgermeister von Niederau, Steffen Sang (parteilos), hatte bereits vor Tagen Befürchtungen geäußert, dass es in dem 1800-Einwohner-Ort zu rechten Krawallen wie Ende August in Heidenau kommen könnte. Niederau sei eingekesselt von fremdenfeindlichen Gruppen wie etwa dem Meißener "Heimatschutz". Im Internet riefen antifaschistische Gruppen dazu auf, noch am Samstag nach Niederau zu fahren, um sich den fremdenfeindlichen Demonstranten entgegenzustellen und die Geflüchteten willkommen zu heißen.
Drei Verletzte in Stralsund
Auch in Mecklenburg-Vorpommern haben am Wochenende an mehreren Orten Gegner der aktuellen Flüchtlingspolitik demonstriert. An den meist von rechtsextremen Gruppen organisierten Kundgebungen in Stralsund, Demmin, Burg Stargard (Kreis Mecklenburgische Seenplatte), Wismar und Ueckermünde (Kreis Vorpommern-Greifswald) nahmen nach Angaben der Polizei insgesamt mehr als 1000 Menschen teil.
Bei einer Demonstration der sogenannten MV-Patrioten in Stralsund, der mit 440 Teilnehmern größten Veranstaltung, wurden am Freitagabend drei Menschen bei Auseinandersetzungen mit linken Gruppen leicht verletzt. In Demmin zogen am Samstag rund 280 Demonstranten mit Schildern wie "Die Presse lügt" durch die Stadt, darunter ein NPD-Landtagsabgeordneter und nach Einschätzung der Stadtverwaltung erstmals etwa 70 Einheimische. In Wismar-Wendorf marschierten rund 150 Rechtsextreme durch den Stadtteil, in dem es eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber gibt.
Erstmals Motorradrocker an rechtsextremen Demos beteiligt
Bereits am Freitagabend hatten etwa 60 dunkel gekleidete Personen unangemeldet in Ueckermünde gegen Asylbewerber demonstriert. Die Demonstranten führten ein Plakat mit der Aufschrift "Kein Ort für Asylanten" mit. Als Beamte eintrafen, flohen sie in alle Richtungen. In Burg Stargard hatten sich am Freitag erneut rund 100 Demonstranten gegen die Flüchtlingspolitik versammelt, denen etwa 50 Mitglieder der linken Szene gegenüberstanden. Es wurde mit Flaschen geworfen. Nach Einschätzung des zuständigen Ordnungsamtes beteiligten sich bei den Rechtsextremen erstmals auch Mitglieder von Motorradrocker-Gruppen.