Innenministerium:Zahl der Asylsuchenden im ersten Halbjahr deutlich gestiegen

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Ein Schild mit der Aufschrift „Asyl“ hängt in der Landeserstaufnahme für Asylbewerber (LEA) an einer Wand. (Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild)

Viele Menschen aus Syrien, der Türkei oder Afghanistan stellten im ersten Halbjahr in Niedersachsen einen Asylantrag. Insgesamt gingen deutlich mehr Anträge ein als im ersten Halbjahr 2022. Bei Geflüchteten aus der Ukraine ist hingegen eine andere Entwicklung zu erkennen.

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Hannover (dpa/lni) - Im ersten Halbjahr sind in Niedersachsen deutlich mehr Asylanträge gestellt worden. In diesem Zeitraum gingen rund 16.800 Anträge ein, im Vorjahreszeitraum waren es noch knapp 11.100, wie das Innenministerium in Hannover auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Im ersten Halbjahr dieses Jahres stellten demnach viele Menschen aus Syrien, der Türkei, Afghanistan, Kolumbien und Irak einen Asylantrag in Niedersachsen. Eine genaue Aufschlüsselung nach Herkunftsländern lag zunächst nicht vor.

Der Anstieg ist auch bundesweit festzustellen. In der ersten Jahreshälfte gingen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg 150.166 Erstanträge auf Asyl ein, wie aus einer vor einigen Wochen veröffentlichten Statistik der Behörde hervorgeht. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag die Zahl bei 84.583.

Das bedeutet einen Anstieg um 77,5 Prozent. 11.860 Anträge betrafen allerdings Kinder, die in Deutschland zur Welt kamen und noch kein Jahr alt sind. Die Zahl liegt auch noch deutlich unter den Jahren 2015 und 2016, als bis zu 745.000 Anträge in einem Jahr gestellt worden waren.

Das Bürgerkriegsland Syrien stellt mit 44.394 Asylsuchenden die größte Einzelgruppe, gefolgt von Afghanistan (28.635) und dem Nato-Partner Türkei (19.857). Auffällig ist der Anstieg der Zahl der Asylsuchenden aus Russland. Insgesamt 4154 Menschen aus Russland baten zwischen Januar und Juni um Asyl in Deutschland, alleine 617 im Monat Juni. Im gesamten Jahr 2022 hatte die Zahl der Erstanträge aus Russland bei 2851 gelegen.

Die Zahl der registrierten ukrainischen Flüchtlinge hat sich in Niedersachsen in den vergangenen Monaten hingegen offenbar kaum verändert. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 bis Mitte Juli dieses Jahres wurden laut Innenministerium knapp 110.000 Ukrainer in Niedersachsen erfasst. Seit einigen Monaten ist die Zahl der registrierten Ukrainer nahezu unverändert.

Das Innenministerium betonte, dass bei der Zahl weiterhin von einem Dunkelfeld auszugehen sei. Dies hänge etwa damit zusammen, dass Menschen ohne Abmeldung weitergereist seien und dass sich Ukrainer zunächst visafrei aufhalten dürften.

„Diejenigen, die in Deutschland bleiben wollen, sollen sich hier willkommen fühlen und eine faire Chance auf gute Integration bekommen“, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) der dpa mit Blick auf die ukrainischen Kriegsflüchtlinge.

Zur Integration in den Arbeitsmarkt sagte Weil, unter den Geflüchteten aus der Ukraine seien viele Kinder, alte Menschen und Mütter, die sich um kleine Kinder kümmern müssten. Das dürfe man bei den Beschäftigungsquoten nicht außer Acht lassen.

„Viele Geflüchtete pendeln auch zwischen ihrer Heimat und Deutschland, andere würden gerne zurück nach Hause, wagen es aber noch nicht. Ich wünsche all denjenigen, die zurückkehren wollen, dass ihnen das möglichst bald möglich sein wird, dann nämlich, wenn der furchtbare Krieg ein Ende gefunden hat“, betonte der Ministerpräsident.

Mit Stand März waren laut Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit rund 12.000 der in Niedersachsen lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Beschäftigten aus der Ukraine arbeiten demnach hauptsächlich im verarbeitenden Gewerbe und Baugewerbe sowie im Handel, Gastgewerbe und Sozialwesen.

© dpa-infocom, dpa:230729-99-589837/4

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