Flüchtlinge:Entwicklungshilfe nötig

Jugendliche Asylbewerber brauchen besondere Fürsorge.

Von Constanze von Bullion

Circa 22 000 Kinder und Jugendliche betreuen deutsche Behörden, die auf der Flucht die Eltern verloren haben oder von Schleppern von der Familie getrennt wurden. Viele unbegleitete Minderjährige sind traumatisiert, haben Gewalt oder Krieg erlebt. Andere stehen unter hohem finanziellem Druck. Allein in München werden dieses Jahr 10 000 unbegleitete junge Flüchtlinge erwartet, 2013 waren es 550. Es fehlen Psychologen, Betreuer, Betten, weshalb die Bundesregierung unbegleitete Minderjährige nun bundesweit verteilt.

Im Prinzip ist das eine gute Idee. Warum sollen junge Flüchtlinge in Großstädten Monate warten auf Antragsbearbeitung oder Therapie, wenn in Mecklenburg-Vorpommern kein einziger unbegleiteter junger Flüchtling lebt? Mit der Zahl der Asylbewerber wächst die Verantwortung, und zwar für alle Länder.

Mechanische Umverteilung aber genügt nicht. Was erwartet eigentlich junge Afghanen in einem Dorf in Vorpommern? Ausgerechnet die verletzlichsten Flüchtlinge, die beladen sind mit Konflikten, sollen in Regionen mit hoher Fremdenfeindlichkeit. Den Regionen tut das gut, Vielfalt öffnet. Zum Entwicklungshelfer aber taugen junge Asylbewerber nicht. Wer nicht will, dass sie wieder fliehen, in die nächste Metropole, muss den Kommunen mit erheblichen Mitteln zur Seite stehen. Integration zum Nulltarif ist Illusion. Zumal bei Flüchtlingen wie diesen.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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