Finanzindustrie:Deutsche Bank und Commerzbank verhandeln Fusion

Lesezeit: 2 min

Der Zusammenschluss der beiden größten Kreditinstitute des Landes rückt näher. Zehntausende Arbeitsplätze sind in Gefahr.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Deutsche Bank will mit der Commerzbank nun auch offiziell über eine Zusammenlegung der Geschäfte sprechen - trotz des wachsenden Widerstands von Gewerkschaften und der Skepsis einiger Großaktionäre. "Wir haben die Öffentlichkeit heute darüber informiert, dass wir im Zusammenhang mit der Prüfung strategischer Optionen Gespräche mit der Commerzbank führen", schrieb Deutsche-Bank-Vorstandschef Christian Sewing am Sonntag an die Belegschaft. Die Commerzbank vermeldete per Pflichtmitteilung, man habe sich darauf verständigt, "ergebnisoffene Gespräche über einen eventuellen Zusammenschluss aufzunehmen".

Ein Zusammenschluss der beiden größten börsennotierten deutschen Banken wird damit wahrscheinlicher. Kommt es dazu, entstünde, gemessen an der Bilanzsumme, die zweitgrößte Bank in der Euro-Zone nach der französischen BNP Paribas.

Die Fusion wird dem Vernehmen nach vor allem von der Bundesregierung forciert. Aber auch Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, sowie der US-Fonds Cerberus, der an beiden Banken beteiligt ist, treiben das Vorhaben voran. Befürworter des Projekts hoffen, dass aus den zwei angeschlagenen Unternehmen durch die Fusion eine international schlagkräftigere Bank würde, die mehr Vertrauen an den Finanzmärkten genießt. Mehrere Großaktionäre der Deutschen Bank sind aber skeptisch. Sie fürchten, dass eine Fusion die Probleme der Bank nicht lösen würde.

Bereits vor einer Woche war durchgesickert, dass sich Sewing von seinen Vorstandskollegen ein Mandat für inoffizielle Gespräche mit Commerzbank-Chef Martin Zielke geholt hatte. Bislang seien diese Gespräche aber gleichbedeutend mit "Geplänkel" gewesen, wie es ein Insider am Freitag formulierte. Die Knackpunkte einer Bankenfusion seien noch längst nicht besprochen. Das sei erst nach Aufnahme offizieller Verhandlungen möglich. Zum jetzigen Zeitpunkt stehe keineswegs fest, ob es überhaupt zu einer Transaktion kommen werde, schrieb Sewing an die Mitarbeiter. Die Deutsche Bank müsse nun prüfen, wie sie die "Konsolidierung der Bankenbranche in Deutschland und Europa" mitgestalten könne. "Unser Ziel ist und bleibt es, eine globale Bank mit einem starken Kapitalmarktgeschäft zu sein - basierend auf einer führenden Position in unserem Heimatmarkt Deutschland und Europa und mit einem weltweiten Netzwerk." Wichtig sei dabei, dass die Bank "ausschließlich wirtschaftlich sinnvolle Optionen verfolge". Finanzkreisen zufolge wird diese Prüfung mehrere Wochen dauern. Das Bundesfinanzministerium teilte mit, man nehme die Entscheidung, über die Möglichkeiten einer engeren Kooperation ergebnisoffen zu sprechen, zur Kenntnis. "Wir stehen mit allen Beteiligten regelmäßig in Kontakt."

Die Gewerkschaften Verdi und DBV lehnen eine Fusion vehement ab. Sie befürchten im Fall eines Zusammenschlusses von Deutscher Bank und Commerzbank, die zusammen mehr als 130 000 Vollzeitkräfte beschäftigen, den Verlust Zehntausender Jobs.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: