FDP-Spot:Mit #Orthograffiti gegen Rechtsextremismus

Lesezeit: 2 min

Standbild aus dem Twitter-Video der FDP (Foto: Quelle: Twitter.com/fdp)
  • Die FDP will mit einem Video darauf aufmerksam machen, dass gegen Rechtsextremismus vor allem Bildung helfe.
  • In dem einminütigen Spott werden falsch geschriebene Nazi-Sprüche hinsichtlich der Rechtschreibung korrigiert.
  • Die Reaktionen auf das Video reichen von Unglaube über Spott bis Beschimpfungen.

Von Xaver Bitz

Die Antwort der FDP auf den Rechtsextremismus und die Gewalt in Deutschland ist eine recht einfache: Bildung hilft! Wobei es offenbar nichtmal derer bedarf, sondern es reicht schon, eine einwandfreie Rechtschreibung zu beherrschen. Das zumindest ist auf den ersten Blick die Botschaft hinter einem eine Minute langen Spot, den die Partei am Donnerstag veröffentlichte.

"Je roher die politischen #Debatten im Land, desto klarer wird für uns #FreieDemokraten: Nie war #Bildung wichtiger als heute. Deswegen setzen wir uns mit der Aktion #Orthograffiti für eine bessere #Bildungspolitik ein." Wer sich unter "Orthograffiti" nicht wirklich etwas vorstellen kann, sollte sich das Video einfach selber ansehen:

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Mehr als 450 000 Aufrufe hat der Spot mittlerweile bei Twitter, Tendenz: deutlich steigend. Wobei das wohl eher mit der recht eindimensionalen Problemlösung zusammenhängt. Denn in dem Video, welches unnachahmlich mit deutscher Volksmusik unterlegt ist, korrigieren gepixelte Sprayer Nazi-Slogans, die Rechtschreibfehler beinhalten.

Aus einem "Scheiss Systsem" wird ein s gestrichen, ein "Sieg Hail" wird mit einem e versehen und auch ein "to cool for schol" bekommt die notwendigen Korrekturen verpasst. Auf diese Weise geht es munter zwischen heruntergekommenen Plattenbauten umher. Das Video spielt Vorurteile rauf und runter. Nazis und Extremisten, die sprayen, gibt es laut FDP offenbar nur in bildungsfernen, armen Schichten. Das Video endet mit der Botschaft, dass Bildung "die Antwort" sei. "Nicht nur bezogen auf Rechtschreibung, sondern auch gegen Extremismus, Vandalismus und Gewalt." So weit, so einfach die Antwort, kann man sich hier als Zuschauer des Videos denken. Doch die Nachricht der FDP geht noch weiter.

Die Liberalen wollen nämlich mit guter Bildung dafür sorgen, "dass menschenverachtende Graffiti, wie die im Film gezeigten, endlich aus unseren Städten verschwinden". Inwieweit menschenverachtende Sprüche durch eine Rechtschreibkorrektur besser werden oder gar verschwinden, darauf wird keine Antwort gegeben. Dafür gibt es aber einen beruhigenden Disclaimer. Denn keine Wand wurde durch die Videomacher tatsächlich verschandelt, es wurden keine echten Sprays verwendet und die verwendeten Farben sind auch noch umweltfreundlich!

Die FDP verweist auf das Ziel #WeltbesteBildung

Die Nutzer auf Twitter haben eine recht eindeutige Meinung zu dem Video: Von "unglaublich peinlich" über Erstaunen darüber, dass es sich um keinen Fake-Account sondern den verifizierten Account der FDP handelt, bis hin zu einem ironischen Aufatmen, dass sich die "Partei um den problematischsten Aspekt von verfassungsfeindlichen Nazi-Parolen" kümmert, "deren Rechtschreibfehler", ist so ziemlich alles an ungläubigem Spott und teilweise auch Beschimpfungen dabei.

Auch prominentere Stimmen äußern sich zu dem Video, wie etwa die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli:

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Der Comedian Shahak Shapira weiß sich nur mit Sarkasmus zu retten:

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Die Liberalen versuchen sich noch zu verteidigen, indem sie auf die Kommentare mit Verweis auf den Disclaimer reagieren, dass das Ziel der Kampagne die "#WeltbesteBildung" sei. Doch das wirkt wie eine etwas verzweifelte Rettungsaktion.

Ein Sprecher der FDP betonte der SZ gegenüber schriftlich, man habe mit dem Video "auf den Zusammenhang zwischen mangelnder Bildung und Extremismus aufmerksam gemacht". Dabei gehe es der Partei eben nicht um eine mangelnde Rechtschreibung, sondern um "Bildung und politische Aufklärung" als Ganzes. Entsprechend sei auch der Disclaimer am Ende des Videos zu verstehen. Die FDP bedaure, "dass das Video Anlass für Missverständnisse" biete.

Immerhin, ein Ziel hat die FDP mit dem Video erreicht: Auf Twitter wird darüber geredet.

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