FDP:Ein klein wenig Jamaika

Grüne und FDP machen gemeinsam einen Vorschlag. Das ist gut.

Von Stefan Braun

Manchmal macht man Fehler, die man selbst erst viel später als Fehler erkennt. Christian Lindners Nein zu einer Jamaika-Koalition war wohl ein solcher Fehler. Statt die Chancen des Neuanfangs selbstbewusst zu nutzen, glaubte Lindner, ein selbstbewusstes Nein würde ihm und der FDP guttun. Das war falsch, auch wenn Lindner immer noch darauf hofft, es würde sich als besonders cleverer Schachzug entpuppen.

Mittlerweile sind ein paar Monate vergangen, die FDP leidet unter wenig schmeichelhaften Umfragen - und plötzlich zeigen Liberale und Grüne, was ein Jamaika-Bündnis hätte erreichen können. Mit ihrem Brief an die Kanzlerin nehmen Lindner und die Grünen-Fraktionschefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter genau die Idee wieder auf, die sie schon einmal mit Verve vertreten haben: Sie wollen das unsinnige Verbot kippen, das es dem Bund untersagt, angemessen in Schulen und Lehrer zu investieren.

Ob am Ende tatsächlich das kommt, was Grüne und Liberale jetzt anstreben, kann niemand sagen. Die CSU wird sich wieder dagegen wehren, mindestens bis zur Wahl in Bayern. Aber die Initiative von Lindner und seinen grünen Kollegen ist seit Monaten der erste Versuch, aus der politischen Mitte heraus der Zukunft zugewandte Politik zu machen. Das ist viel wert in diesen Zeiten.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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