EZB:Starkes Signal

Mit klassischer Geldpolitik hat es wahrlich nichts mehr zu tun, wenn Europas Zentralbankchefin Christine Lagarde verspricht, die Schuldenberge der Euro-Staaten aufzukaufen. Doch in dieser wirtschaftlich prekären Lage gibt es wohl keinen besseren Weg.

Von Markus Zydra

Christine Lagarde hat "grenzenlosen Einsatz" für den Euro versprochen. Die EZB-Präsidentin erneuerte mit diesen Worten das Versprechen ihres Vorgängers Mario Draghi, man werde alles tun, um die Währungsunion zu retten. Die Entscheidung, bis Ende des Jahres zusätzlich 750 Milliarden Euro in den Ankauf von Anleihen zu stecken, sendet ein wichtiges Signal an Bürger und Regierungen: Die Notenbank ist bereit, Europa einen Großteil der öffentlichen und privaten Schuldenlast abzunehmen.

Die 19 Euro-Staaten werden in den nächsten Monaten und vielleicht Jahren viel Geld in die Hand nehmen müssen, um die Folgen des verordneten Stillstands der Wirtschaft finanziell aufzufangen. Es geht da um Staatsbeteiligungen und Brückenkredite sowie um Direktzahlungen an die vielen kleinen und mittleren Betriebe, deren Rücklagen knapp sind. Gastronomie, Tourismus, Einzelhandel - diese Branchen können ihre Umsatzverluste nicht mehr aufholen und stehen ohne Soforthilfe vor der Pleite.

Die Schuldenlast der Euro-Staaten dürfte daher massiv steigen, weit über die Obergrenzen hinaus. Die EZB wirft deshalb die Notenpresse an, um den Schuldenberg aufzukaufen. Das hat mit klassischer Geldpolitik nichts mehr zu tun. Doch in dieser prekären Lage gibt es wohl keinen besseren Weg.

© SZ vom 20.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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