EVP:Kandidat mit Handicap

Ob Europas Staatschefs Manfred Weber, einem Politiker ohne Regierungserfahrung, ihren Segen geben, ist fraglich.

Von Daniel Brössler

Würde wirklich, wie manche glauben, alle Macht in der EU von Deutschland ausgehen, wäre das Rennen schon gelaufen: Der CSU-Mann Manfred Weber bewirbt sich mit Unterstützung von Kanzlerin Angela Merkel um die Spitzenkandidatur der europäischen Christdemokraten. Was sollte seinem Aufstieg ins Amt des EU-Kommissionspräsidenten da noch im Wege stehen? Eine Menge, wie Merkel weiß, die schon häufiger an die Grenzen deutscher Macht in der EU gestoßen ist.

Webers größtes Problem ist dabei gar nicht das Handicap, das die Furcht vor einer zu großen Macht Deutschlands in der EU bedeutet. Innerhalb der Europäischen Volkspartei (EVP) stehen seine Chancen, sich gegen innerparteiliche Konkurrenten durchzusetzen, nicht schlecht. Die EVP wird im Frühjahr wohl auch wieder stärkste Partei. Viel weniger sicher aber ist, ob Weber dann im EU-Parlament eine Mehrheit hinter sich versammelt. Und noch unsicherer ist, ob die Staats- und Regierungschefs einem Politiker ohne jede Regierungserfahrung ihren Segen geben.

Weber könnte so am Ende jene bestätigen, die nie daran geglaubt haben, dass die Idee der europäischen Spitzenkandidaturen die Demokratie in der EU stärken wird. Zu den Skeptikern gehörte früher auch Angela Merkel. Und vielleicht ja immer noch.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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