Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, ist in Bremen zur neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden.
Kurschus wird Nachfolgerin von Heinrich Bedford-Strohm, der nicht zur Wiederwahl angetreten war. Sie erhielt 126 von 140 Stimmen und repräsentiert nun etwa 20 Millionen Protestantinnen und Protestanten in Deutschland. Die 58-jährige Kurschus ist nach Margot Käßmann die zweite Frau an der Spitze der EKD in deren Geschichte.
Bundesweit bekannt wurde Kurschus durch die Trauerfeier im Kölner Dom für die Hinterbliebenen des Germanwings-Absturzes 2015 in Frankreich. Bei der Flugzeugkatastrophe waren 150 Menschen ums Leben gekommen, darunter 16 Schüler und Lehrer einer Schule aus Haltern am See. Kurschus beeindruckte in ihrer Predigt als einfühlsame Seelsorgerin.
"Die Erwartungen an Kirche sind immer noch und immer neu groß", sagte Kurschus nach der Wahl. Das zeige sich selbst in mancher Kritik. Kirche solle Hoffnung geben. "Wir haben einen großen und kostbaren Auftrag in der Welt." Kirche habe "einen Ton in das Leben einzutragen, den sonst niemand einträgt."
Die Pfarrerstochter wurde 1963 in Rotenburg an der Fulda geboren. Sie studierte Theologie in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal und arbeitete als Pastorin. Von 2005 bis 2012 war Kurschus, die ledig ist und keine Kinder hat, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Siegen. Im März 2012 wurde sie Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. 2019 wurde sie für weitere acht Jahre im Amt bestätigt. Seit 2015 war sie bereits stellvertretende Ratsvorsitzende der EKD.
Stets hat sich Kurschus auch politisch positioniert. Für Geistliche mit AfD-Positionen sieht sie in ihrer Landeskirche keinen Platz. Sie hat sich für eine menschenfreundliche Migrationspolitik und Seenotrettung im Mittelmeer ausgesprochen, für vielfältige Gemeinden und für eine klimaneutrale Kirche.