Euro-Krise:Chefsache

Ein Gipfeltreffen der Euro-Länder soll den Kollaps von Griechenland verhindern. Ob es gelingt, ist offen.

Von Cerstin Gammelin

Wenn Minister nicht weiterkommen, müssen die Vorgesetzen ran. Dieser Logik folgend, werden die Staats- und Regierungschefs der 19 Euro-Länder am Montagabend zusammensitzen, um gemeinsam nachzudenken, was noch geht bei Griechenland. Dass danach ein tiefes Aufatmen zu hören sein wird, ist nicht zu erwarten. Die Chefs werden keine endgültige Entscheidung herbeiführen können, solange sich die Kreditgeber und Griechenland nicht auf Reformen und Haushaltsdaten geeinigt haben. Und stünde diese Einigung bevor, hätte nicht kurzfristig ein Krisengipfel einberufen werden müssen.

Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass unabhängig davon, wie viele Gipfeltreffen bis zum Auslaufen des griechischen Rettungsprogramms am 30. Juni noch stattfinden werden, die erwartbaren Ergebnisse gleichermaßen unerfreulich und kostspielig sind. Finden die Euro-Länder und Griechenland einen Kompromiss, den sie durch ihre Parlamente bringen können, muss ein weiteres, viele Milliarden Euro umfassendes Rettungspaket geschnürt werden. Denn Athen kann sich unmöglich alleine finanzieren.

Verstreicht hingegen der 30. Juni, ohne dass sich beide Seiten einigen, drohen Zahlungsunfähigkeit, politische Unruhen und eine humanitäre Krise. Internationale Investoren könnten das Vertrauen in den Euro verlieren und künftig einen Bogen um Europa schlagen. Beide möglichen Ergebnisse sind Grund genug, um die Chefs nach Brüssel zu holen.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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