Euro:Kleine Münze, große Folge

Die Abschaffung von 1- und 2-Cent-Stücken kann gefährlich sein.

Von Thomas Fromm

Vermutlich wird es die Gemeinschaftswährung Euro überstehen, wenn Europas drittgrößte Volkswirtschaft Italien zum 1. Januar 2018 auf seine Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichtet. Auch wird dieser Tag wahrscheinlich nicht als Einstieg in den Ausstieg vom Bargeld in die Geschichte eingehen.

Die Herstellungskosten der Münzen sind höher als ihr tatsächlicher Wert, und meist enden sie nicht in den Kassen des Einzelhandels, sondern im Staubsauger - ökonomisch ist der Sinn dieser Kupfer-Kleinstmünzen also begrenzt. Finnland macht es schon seit Jahren vor: Die kleinen Münzen sind als Zahlungsmittel zwar offiziell zugelassen - aber es gibt sie de facto nicht mehr, weil sie dort kaum geprägt wurden. Im Alltag wird auf Fünf-Cent-Beträge auf- und abgerundet. Und das funktioniert auch.

In Italien hatte man ebenfalls von Anfang an ein sehr schwieriges Verhältnis zu den spiccioli, dem Kleingeld, und nun soll auch hier von 2018 an gerundet werden. Allerdings dürfte dann, so warnen die Verbraucherverbände des Landes, eher auf- als abgerundet werden. Das allerdings wäre nicht ohne Risiko, denn wenn der Einzelhandel den Wegfall der Münzen nutzt, um quasi über Nacht höhere Preise durchzusetzen, könnte dies den erstarkenden Euro-Skeptikern des Landes in die Hände spielen. Dann hätte der Wegfall der kleinen Münzen doch noch eine größere Wirkung.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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