EU:Welche Zukunft darf es denn sein?

Fünf Visionen des Jean-Claude Juncker.

Von Daniel Brössler

Bei den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union geht in diesen Tagen ein unverlangt eingesandtes Manuskript ein. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat ein Weißbuch zur Zukunft Europas verfasst, um das ihn keiner gebeten hatte. Seit der Brexit-Entscheidung treffen sich die Bosse regelmäßig zu Gipfeln, was den Teamgeist stärken soll, aber bisher nicht in Ansätzen ein Szenario von der künftigen Union hat entstehen lassen. Wenn Juncker den Staats- und Regierungschefs nun gleich mehrere zur Auswahl liefert, sollten sie sich nicht beschweren.

Die Debatte über die Zukunft der Union müsste stringent geführt werden, verzettelt sich aber bislang entweder - oder hebt ab in Richtung großer, unrealistischer Visionen. Junckers Weißbuch ist wohltuend praktisch. Es liefert fünf Varianten für die mögliche Entwicklung. Das schafft eine Diskussionsgrundlage. Nur: Welche Variante darf es denn sein?

Realistischerweise kann es nur ein Szenario sein, das es den Mitgliedstaaten stärker als bisher ermöglicht, in einzelnen Bereichen enger zusammenzuarbeiten, etwa bei der Verteidigung. Wünschenswert wäre aber auch eine EU, die sich bescheidet und keine totale Zuständigkeit für Wohl und Wehe der Bürger beansprucht. Die EU solle künftig keine Versprechungen mehr machen, die sie nicht halten kann, hat Juncker gefordert. Das wäre schon ein Anfang.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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