EU-Parlament:Endlich entschieden

Martin Schulz hat in Brüssel für Klarheit gesorgt. Das ist gut.

Von Thomas Kirchner

Martin Schulz hatte es wahrlich nicht leicht. Sollte er nun Bundeskanzler werden wollen oder Außenminister in Berlin oder doch lieber einen der wichtigsten Posten in Brüssel behalten und Präsident des Europäischen Parlaments bleiben? So viele Optionen. Um keinen Fehler zu machen, ließ Schulz die Frage einfach lange offen.

Und das schien ihm zum Vorteil zu gereichen. Er konnte genüsslich registrieren, wie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Hintergrund für den Verbleib seines Buddys in Europa warb, den er als Garanten der Stabilität und als Partner im Geiste ansieht. Er konnte zur Kenntnis nehmen, wie die Christdemokraten einerseits auf die schriftliche Abmachung pochten, die ihnen den Präsidentenposten zur Hälfte der Legislaturperiode versprach, und sich andererseits schwertaten, einen valablen Gegenkandidaten aufzustellen. Und er konnte sich freuen über eine ganze Batterie von Artikeln, die sich seit Wochen allein seiner Zukunft widmeten.

Man darf dieses Spiel aber nicht überziehen, sonst erzeugt man irgendwann Überdruss bei den Wählern, die wenig Freude haben an taktischen Finessen und ewigem Zaudern. Deshalb ist es gut, dass sich Martin Schulz endlich entschieden hat. Für eine Rolle in der deutschen Politik, gegen Europa. In Brüssel herrscht nun Klarheit. Sein Posten wird an einen Christdemokraten gehen.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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