Erster Prozess um Hogesa-Krawalle in Köln:Bewährungsstrafe für Flaschenwurf und Hitlergruß

Lesezeit: 1 Min.

  • Nach den Hogesa-Krawallen in Köln ermittelt die Polizei gegen 130 Beschuldigte - nun gab es den ersten Prozess.
  • Laura H. hat unter anderem den Hitlergruß gezeigt. Sie selbst sagt, sie habe fünf Bier getrunken. Den Hitlergruß bestreitet H. - mit der Begründung "offen lesbisch" zu sein.

Von Bernd Dörries, Köln

Am 26. Oktober war Laura H. ganz groß, am Montag vor dem Amtsgericht Köln ist sie wieder recht klein. Vor drei Monaten hat sie vor dem Kölner Hauptbahnhof eine Flasche auf Polizisten geworfen, den Beamten das ganze Spektrum von Beleidigungen ins Gesicht geschrien und den Hitlergruß gezeigt.

Damals waren 5000 Personen dem Aufruf der "Hooligans gegen Salafisten" gefolgt, waren randalierend durch die Stadt gezogen. Der Polizei wurde damals vorgeworfen, die Lage unterschätzt zu haben. Mittlerweile hat sie aber eine ganze Reihe von Gewalttätern ausfindig gemacht. Gegen 130 Beschuldigte wird wegen Körperverletzung, Landfriedensbruch und Sachbeschädigung ermittelt.

Keinen Hitlergruß, weil "offen lesbisch"

H., 21, ist die erste Angeklagte, die vor Gericht erscheinen muss. Sie sei weder rechts noch ein Hooligan, sondern eine ganz normale Bürgerin, die aus Sorge vor den Salafisten zu der Demo gegangen sei. So stellt sie es vor Gericht dar. Fünf Bier habe sie getrunken und während der Demo Pfefferspray abbekommen, dann habe sie die Kontrolle über sich verloren.

Den Hitlergruß bestreitet H., sie sei ja "offen lesbisch" und wisse, was im Dritten Reich passiert ist. Auf dem Video der Polizei, das im Gerichtssaal gezeigt wird, ist der Hitlergruß aber zu erkennen. Es wird nicht ganz klar, was eine 21-jährige Auszubildende aus BergischGladbach dazu bringt, sich in eine Horde Hooligans einzureihen und deren Parolen zu rufen. Vielleicht ist es die dumpfe Wut hinter einer bürgerlichen Fassade.

Sechs Monate auf Bewährung

Vor Gericht entschuldigt H. sich bei einer Polizistin für ihr Verhalten, das Gericht verurteilt sie zu sechs Monaten auf Bewährung. Das Verfahren fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt, weil Hogesa-Sympathisanten erwartet wurden. Es kam niemand, was wohl daran liegt, dass sich die Gruppe mehr oder weniger aufgelöst hat. Es soll Streit über den Verkauf von Merchandising-Artikeln gegeben haben.

Viele Hooligans sollen bei den Pegida-Demos als Ordner arbeiten. Andere haben den Nachfolgeverein "Gemeinsam stark Deutschland e.V." gegründet.

© SZ vom 03.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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