Als sich die Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos am 4. November in ihrem Wohnmobil erschossen, hatten sie buntes Zeug an Bord. Genug Waffen, um in einen Krieg zu ziehen, 110.000 Euro Bargeld, die Skizzen von Banken, die sie überfallen hatten, zwei Gesichtsmasken, einen Funkscanner und - Puppenschuhe, einen Bären, eine Spielzeugpistole. Von den Ermittlern wurde ein DNS-Gutachten in Auftrag gegeben, um festzustellen, wer das Kinderspielzeug in der Hand gehabt hatte.
Zwei Tage später, es war ein Sonntag, meldete sich ein Bekannter der Terroristen bei der Polizei und erzählte, dass er die beiden toten Männer und deren Lebensgefährtin Beate Zschäpe gut kenne. Allerdings unter anderem Namen: Sie hätten sich "Gerry", "Liese" und "Max" genannt. Er habe die drei auch mehrmals in ihrer Zwickauer Wohnung, Frühlingsstraße 26, besucht. Aufgefallen sei ihm, dass sie kein Telefon hatten und unter dem Bett, so erinnerte er sich, habe er Kinderspielzeug gesehen.
Warum verwahren Terroristen, die keine Kinder haben, an unterschiedlichen Stellen Kinderspielzeug? Und warum stand im alarmgesicherten Keller des Hauses neben zwei Herrenfahrrädern auch ein Kinderfahrrad?
Es gibt bei der Rekonstruktion des Lebens und Mordens der Terrorvereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) drängendere Fragen als die nach Kindern, aber merkwürdig ist das schon.
Wer ist das Mädchen?
Ermittlungen ergaben auch, dass Beate Zschäpe ein Kind dabeihatte, als sie gemeinsam mit einem Mann am 25. Oktober in Schreiersgrün - das liegt im Vogtlandkreis - das Wohnmobil abholte, mit dem die Terroristen nach Eisenach fuhren, um dort die Sparkassenfiliale am Nordplatz zu überfallen. Die Angestellte der Caravanvermietung machte zwar zu dem Mann unterschiedliche Angaben, aber bei dem Kind war sie sich sicher: ein Mädchen im Vorschulalter. Die Frau und der Mann hätten gesagt, dass sie in der Umgebung von Berlin Urlaub machen wollten.
Bei der Suche nach dem Kind sind die Fahnder noch nicht viel weitergekommen. Am Anfang gingen sie dem Verdacht nach, es könnte sich um einen Sprössling der Familie E. handeln. Das Ehepaar E. war mit dem Trio gut bekannt. Kurz nachdem Beate Zschäpe die Wohnung in der Frühlingsstraße angezündet hatte, und aus dem Haus gestürzt war, sicherten Ermittler im Rahmen der üblichen Umfeldermittlungen in der Nähe des Tatortes die Personalien des verdächtigen Ehepaares. André E. sitzt mittlerweile in Frankfurt in Untersuchungshaft, weil er die Bezichtigungs-DVD produziert haben soll.
Die Familie E. hat zwei Söhne: Der eine ist neun, der andere fünf Jahre alt. War das Kinderspielzeug für die Jungen? Eher nicht. Und wer ist das Mädchen, das beim Abholen des Campers dabei war?