Erdgas:Keine Entspannung in Sicht

Was es bedeutet, dass der Gaspreis an der Energiebörse in Deutschland plötzlich gefallen ist.

Von Andreas Jalsovec

Kleine Veränderungen erzielen am Gasmarkt derzeit große Wirkung. Die Nachricht etwa, dass die Gaslieferungen aus Russland über eine Pipeline durch die Ukraine in die Slowakei sich zuletzt wieder normalisiert hätten, ließ den Gaspreis am Dienstag absacken. Um mehr als sechs Prozent gingen die Großhandelspreise an der Leipziger Energiebörse EEX nach unten - ein kurzes Zeichen der Erholung am Energiemarkt. "Der Markt reagiert derzeit auf jedes Preissignal", sagt Kai Eckert, Experte beim Energie Informationsdienst (EID), einem Branchendienst für die Energiemärkte: "Eine Trendwende lässt sich daraus aber nicht ableiten."

Tatsächlich ist Gas an den Energiebörsen noch fast sechsmal so teuer wie im Januar 2020, also kurz vor Beginn der Corona-Pandemie. Hauptgrund dafür ist die hohe Nachfrage nach Energie: Weil die Wirtschaft sich weltweit erholt, sind Öl, Strom und Gas gefragt. Das treibt die Preise hoch. Gleichzeitig geht die Angst um, dass Russland wegen des Ukraine-Konflikts die Gaslieferungen weiter einschränkt.

Dennoch hatte sich die Lage am europäischen Gasmarkt zuletzt entspannt. Grund dafür sind zusätzliche Lieferungen an Flüssiggas durch die USA. Entwarnung gibt Experte Eckert aber nicht. "Die Gasspeicher in Deutschland sind wenig gefüllt, und der Winter dauert ja noch eine Weile." Die Preise dürften also erst mal hoch bleiben. Wie es dann weitergeht, ist offen. Der Internationale Währungsfonds allerdings rechnet für 2022 mit einem weiteren Anstieg der Energiepreise. Gas soll demnach um 58 Prozent teurer werden.

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