Bundeswehreinsatz an türkisch-syrischer Grenze:Deutsche Soldaten bei Patriot-Einsatz "angepöbelt"

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40 Menschen bedrängten Soldaten der Bundeswehr, als sie einen Laden im türkischen Iskenderun verließen. Sicherheitskräfte mussten das Einsatzführungskommando der Patriot-Mission vor einer weiteren Eskalation schützen. Die Bundesregierung forderte die türkische Regierung auf, derartige Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Während ihres Patriot-Einsatzes in der Türkei sind mehrere Bundeswehrsoldaten von Dutzenden Zivilisten bedrängt und bedroht worden. Beim Verlassen eines Geschäfts in Iskenderun seien fünf deutsche Soldaten in Zivil von etwa 40 türkischen Zivilisten "angepöbelt und bedrängt" worden, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam mit.

Einem Soldaten sei ein Sack über den Kopf gezogen worden, in dem sich weißes Pulver oder Puder befand. Die Bundeswehrsoldaten seien in umliegende Geschäfte geflüchtet. Türkische Sicherheitskräfte, die die deutschen Soldaten begleitet hatten, griffen den Angaben zufolge zu ihrem Schutz ein. Dadurch hätten sie eine weitere Eskalation der Lage verhindert. Anschließend begleiteten die türkischen Sicherheitskräfte die deutschen Soldaten in ihre Unterkünfte. Bei dem Vorfall wurde laut Einsatzführungskommando kein deutscher Soldat verletzt. Die Hintergründe würden untersucht.

Zuvor hatten türkische Medien berichtet, dass die türkische Polizei nach gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Demonstranten bei Protestkundgebungen gegen den Patriot-Einsatz der Nato mehrere Dutzend Menschen festgenommen habe. Die Sicherheitskräfte gingen demnach mit Tränengas, Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Demonstranten in Iskenderun sowie an der Luftwaffenbasis Incirlik im Süden des Landes vor.

In Iskenderun sind am Montag Schiffe mit den Patriot-Raketen der Bundeswehr und der niederländischen Armee angekommen. Auf dem Stützpunkt Incirlik bei Adana lagern nach US-Angaben die für den Nato-Einsatz vorgesehenen Patriot-Systeme der US-Streitkräfte. Die Nato hatte die Stationierung der Luftabwehrraketen auf Antrag der türkischen Regierung beschlossen, um die Türkei vor möglichen Raketenangriffen aus dem benachbarten Unruheland Syrien zu schützen. Linke und islamistische Gruppen in der Türkei sehen in dem Patriot-Einsatz dagegen einen Versuch insbesondere der USA, ihre Macht im Nahen Osten auszudehnen.

Die Bundesregierung hat die Türkei aufgefordert, für die Sicherheit der Truppen beim Patriot-Einsatz zu sorgen. Deutschland erwarte von der Türkei, dass sie die Sicherheit der deutschen Soldaten gewährleiste, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Stefan Paris, in Berlin. Die deutschen Soldaten seien auf Bitten der Türkei als Gäste im Land, und er gehe davon dass, dass die türkischen Sicherheitskräfte derartige Vorfälle künftig verhindern würden.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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