Einheitsdenkmal:Ja. Aber nicht so

Der Entwurf von Johannes Milla nimmt die Revolution wenig ernst.

Von Kia Vahland

Lange Zeit hatte Deutschland ein gebrochenes Verhältnis zu Denkmälern. Früher verherrlichten sie oft Kriege und nationalen Größenwahn. Das hat sich im wiedervereinigten Deutschland geändert. Das Holocaustmahnmal in Berlin ist zu einem Ort geworden, an dem sich die Nation ihre schreckliche Vergangenheit vergegenwärtigt. Lange war es umstritten, nun stellen nur noch Rechtsextreme seinen Sinn infrage. Ein demokratisches Land braucht Orte, an denen es sich der eigenen Geschichte vergewissert. Sie sind nicht fürchterlich, sondern Teil der kollektiven Identität.

Dem Holocaustmahnmal könnte sich nun vor dem Stadtschloss ein Denkmal für die deutsche Einheit beigesellen. Am Sonntag forderte dies Bundestagspräsident Norbert Lammert, nun unterstützen ihn die Fraktionschefs von CDU/CSU und SPD. Politisch ist das richtig.

Dieses Denkmal soll an etwas Positives erinnern, an die Kraft der Bürger, ihr Land zu gestalten. Bleibt die Frage, ob dem Entwurf von Johannes Milla dies gelingt: eine Wippe, die sich bewegt, wenn man sie zu mehreren betritt. Das allerdings ist eher lustig als durchdacht. Revolutionen, auch friedliche, sind kein Spielplatz. Die DDR-Bürger haben wirklich etwas riskiert für die Einheit. Eine kantenfreie, glitzernde Schale zum Herumturnen verharmlost ihren Einsatz und den Preis, den politisches Engagement manchmal hat.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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