Polizistenaufstand:Ecuadors Präsident Correa nach Feuergefecht befreit

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Protestierende Sicherheitskräfte stürzen Ecuador ins Chaos. Präsidenten Correa wird stundenlang in einem Krankenhaus festgehalten - bis Soldaten ihn befreien.

Proteste meuternder Sicherheitskräfte haben Ecuador am Donnerstag an den Rand eines Putsches geführt. Aufständische Soldaten und Polizisten besetzten den Flughafen der Hauptstadt Quito, stürmten den Kongress und hielten stundenlang Präsident Rafael Correa in einem Krankenhaus fest. Inmitten heftiger Schusswechsel wurde der 47-Jährige von regierungstreuen Soldaten befreit und zum Präsidentenpalast gebracht. Mindestens ein Polizist wurde dabei getötet. Auch Correa selbst wurde verletzt.

Er weine aus Trauer, nicht aus Angst: Ecuadors Präsident Rafael Correa zeigt sich nach seiner Befreiung vor dem Präsidentenpalast (Foto: REUTERS)

Nach seiner Befreiung hielt das Staatsoberhaupt vor jubelnden Anhängern eine Rede vom Balkon des Präsidentenpalastes: "Glaubt mir, als ich befreit wurde und hörte, dass mindestens ein Polizist gefallen war, da musste ich weinen - und zwar nicht aus Angst, sondern aus Trauer."

Auslöser der Unruhen war der von Correa verfolgte Sparkurs, der auch für die Polizisten massive Einschnitte bedeutet. Die meuternden Sicherheitskräfte attackierten während der Unruhen schließlich auch den Präsidenten und seine Frau, die verletzt in ein Krankenhaus flüchteten. Dort wurden sie umzingelt und festgehalten. Correa sprach von einem Putschversuch und verhängte den Ausnahmezustand.

Bei den Zusammenstößen rund um das Krankenhaus sind nach Angaben von Rettungskräften mindestens 50 Menschen verletzt worden. In der Hauptstadt Quito seien 50 Menschen behandelt worden, sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes. Die Betroffenen seien durch Bleigeschosse getroffen worden oder hätten Tränengas abbekommen. Einige litten wegen des Tränengases unter Atemnot.

Die USA verurteilten den Gewaltausbruch und forderten eine friedliche Lösung des Konflikts. US-Außenministerin Hillary Clinton sicherte Correa ihre Unterstützung zu. "Wir appellieren an alle Ecuadorianer, sich an einen Tisch zu setzen und im Rahmen der demokratischen Institutionen Ecuadors einen Weg zu finden, die Ordnung schnell und friedlich wiederherzustellen."

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon schaltete sich in die Krise ein und forderte die meuternden Polizisten auf, die Waffen niederzulegen. "Der Generalsekretär ist auch besorgt um die Gesundheit und das persönliche Wohlergehen von Präsident Rafael Correa", hieß es in der UN-Mitteilung.

Neben den USA und den Vereinten Nationen stellten sich auch zahlreiche südamerikanische Staaten demonstrativ vor Correa und forderten die meuternden Sicherheitskräfte auf, die Waffen sofort niederzulegen. "Lateinamerika wird keine weiteren Angriffe auf die Demokratie hinnehmen", erklärte etwa die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez. Auch die Präsidenten von Mexiko, Chile, Peru, Venezuela, Kolumbien und Bolivien sicherten in einem seltenen Schulterschluss Correa ihre Unterstützung zu.

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