E-Scooter:Ein Bastard

Der Elektroroller nervt viele - und sollte doch erlaubt sein.

Von Matthias Drobinski

Als Radfahrer muss man die Dinger hassen, als Fußgänger sie fürchten. E-Scooter sind die Bastarde des Stadtverkehrs, eine Promenadenmischung aus Kinderspielzeug und Geschoss. In der Fußgängerzone rempeln sie Kleinkinder samt Großeltern an, in Tateinheit mit überbreiten Transporträdern verstopfen sie die Radwege. Verkehrsexperten warnen vor neuen Verletzten, gar Toten; die Kommunen fürchten das Schrottproblem durch liegen gelassene Leihscooter. So gesehen bietet der Plan der Bundesregierung, die Elektroroller zuzulassen, Aussichten auf den Bürgersteigkrieg.

Nur: Wer weniger Autoverkehr in den Städten wünscht, muss die Dinger wollen. Mit dem Elektroroller kommt man schnell zu Bus, Tram, Bahn; anders als ein Rad kann man ihn in Bus und Tram mitnehmen. Gerade weil er ein Bastard ist, schließt der E-Scooter eine Lücke im Nahverkehr. Und die Dinger machen Spaß. Vielleicht sind die Deutschen ja deshalb so misstrauisch gegenüber dem Gefährt: Ökologie und Spaß, das passt für sie nicht.

Es wird voller werden auf den Bürgersteigen, aber auch nur, weil immer noch alles, was kein Auto ist, an den Rand der Straße gedrängt wird. Die Autofahrer müssen lernen, die Straße zu teilen; die Fußgänger, Radler, Scooternauten sich an ein paar Regeln halten. Und der Bürgersteigkrieg fällt aus.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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